Becker zurück in Australien - „Habe tolle Erinnerungen“
Melbourne (dpa) - Seinen ersten großen Auftritt in Australien seit 15 Jahren musste Boris Becker erst einmal festhalten. Umringt von zahlreichen Journalisten ließ sich Deutschlands Tennis-Legende per Handy fotografieren, um das Bild wenig später via Twitter in die Welt zu schicken.
„Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich habe an diesen Ort tolle Erinnerungen“, sagte der 46-Jährige in Melbourne. Bei den am 13. Januar beginnenden Australian Open feiert Becker seine Premiere auf der großen Bühne als neuer Headcoach von Novak Djokovic. Das Ziel des ungleichen Duos ist klar: Der vierte Titel des Serben in Serie - das hat seit Einführung des Profitennis im Jahr 1969 noch niemand Down Under geschafft.
Bei der Auslosungszeremonie traten Djokovic und Becker am Freitag erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier gemeinsam, wenn auch nacheinander, auf. „Es ist eine Ehre, ihn an meiner Seite zu haben“, lobte Djokovic den gebürtigen Leimener. „Boris, elegant wie immer“, sagte der Titelverteidiger scherzend in Richtung Becker, der in blauer Jeans, weißem Hemd und sandfarbenem Jackett in der ersten Reihe saß.
Erst als Djokovic und die Weißrussin Victoria Asarenka, Champion der vergangenen beiden Jahre bei den Damen, die Bühne verlassen hatten, trat Becker im Schatten der imposanten Rod Laver Arena ins Rampenlicht. „Es ist beeindruckend, welche Entwicklung dieses Turnier genommen hat“, sagte der Rote Baron, der in der Millionenmetropole am Yarra River 1991 und 1996 triumphiert hatte. „Der Titel 1996 war etwas ganz Besonderes, weil es mein einziger als Vater war“, erinnerte Becker an den Viersatzsieg gegen Michael Chang. Sein erster Sohn, Noah Gabriel, war zwei Jahre zuvor geboren worden.
Sein jüngster Sprössling, Amadeus, ist bei seiner Rückkehr nach Australien nun ebenso dabei wie Frau Lilly. Zusammen schlenderten die Beckers die vergangenen Tage durch Melbourne, doch von nun an soll alle Konzentration dem ersten Highlight der jungen Saison gelten. „Ich werde mein Bestes versuchen, um meinen Beitrag zu Novaks Erfolg zu leisten“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger.
Beim Blick auf die Auslosung konnte sich die ehemalige Nummer eins ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Es gibt keine leichte oder schwere Auslosung, aber es ist schon so, dass die Hälfte von Novak etwas einfacher zu sein scheint“, sagte Becker angesichts der Tatsache, dass Djokovic auf dem erhofften Weg ins Finale fast allen Hochkarätern aus dem Weg geht. Sein ärgster Rivale, Rafael Nadal, kann es dagegen unter anderem mit Andy Murray oder Roger Federer zu tun bekommen.
Ansonsten hielt sich Becker bedeckt. „Ich sage nichts über Gegner oder Inhalte der Zusammenarbeit mit Novak“, meinte der Wahl-Londoner nur. Die Rückkehr ins Schaufenster der Tennis-Tour genoss er, doch ansonsten lautete das Motto: Nur keinen Fehler machen und nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Becker scheint zu wissen, dass die Zusammenarbeit mit Djokovic seine letzte Chance ist, noch einmal in dem Metier Fuß zu fassen, in dem er zum Superstar wurde. „Hoffentlich wird es eine lange und erfolgreiche Reise“, sagte Becker, ehe er sich verabschiedete. Die Bühne soll fortan Djokovic gehören.