Niederlage in Runde eins Bitteres Aus für Titelverteidigerin Kerber bei US Open
New York (dpa) - Angelique Kerber hat den nächsten Tiefpunkt erreicht. Mit einem bitteren 3:6, 1:6 gegen die Japanerin Naomi Osaka scheiterte die Titelverteidigerin bei den US Open überraschend in der ersten Runde und zeigte knapp ein Jahr nach ihrem Triumph in New York eine enttäuschende Leistung.
Mit leerem Blick nahm Angelique Kerber nach ihrem Erstrunden-Debakel bei den US Open in den Katakomben Platz. In sich zusammengesunken saß die Titelverteidigerin da und musste knapp zwölf Monate nach ihrem Triumph von New York die nächste frühe Pleite und das Ende einer enttäuschenden Grand-Slam-Saison erklären. „Dieses Jahr ist komplett anders. Am Ende war es überhaupt nicht mein Tag“, sagte die ehemalige Nummer eins des Damen-Tennis nach der unerwartet klaren Niederlage.
Mit dem Scheitern bei den US Open hat die zweimalige Grand-Slam-Siegerin den nächsten Tiefpunkt erreicht. Dementsprechend enttäuscht hatte Kerber zuvor eilig das Arthur-Ashe-Stadion verlassen. „Natürlich hatte ich gehofft, dass ich dieses Turnier als neuen Ansporn nehme“, sagte die 29-Jährige und machte sich selbst Mut: „Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich weiß, dass ich aus dem Tief rauskommen werde. Ich gebe jetzt nicht auf.“
Vor zwölf Monaten hatte es so ausgesehen, als könne Kerber für längere Zeit die Damen-Szene prägen, so mental stark trat sie auf. Nun ist die Saison ohne ein Viertelfinale bei einem der vier wichtigsten Turniere zu Ende gegangen. Die norddeutsche Nummer sechs der Welt setzte damit ihre schwachen Ergebnisse in dieser Saison in New York fort. An dem Ort, an dem sie 2016 mit dem zweiten Grand-Slam-Titel und dem Sprung auf Platz eins der Weltrangliste endgültig zu Deutschlands Tennis-Liebling aufgestiegen war und den sie als „magisch“ bezeichnet hatte. Nun wird sie voraussichtlich aus den Top Ten fallen.
Nach nur 64 Minuten musste sich Kerber gegen die respektlos auftretende Weltranglisten-45. geschlagen geben, die Weltranglisten-Sechste wehrte sich zu wenig. Die Debatten, ob die Kielerin in New York den Wendepunkt schaffen kann, waren schon nach dem zweiten Turniertag obsolet, weil eine 19-jährige Japanerin für eine riesige Überraschung sorgte.
„Sie hat wirklich mit der Körpersprache alles versucht, aber spielerisch fehlten da diese Messerstiche, das aggressive Spiel mit Selbstvertrauen, das kam nicht und das hat Osaka unheimlich gut ausgenutzt“, sagte die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner im TV-Sender Eurosport. „Mir tut es wahnsinnig leid für sie.“ Letzmals war bei den US Open vor zwölf Jahren die Russin Swetlana Kusnezowa als Titelverteidigerin in der ersten Runde ausgeschieden. „Sie braucht gewonnene Matches, wo, ist völlig egal“, sagte Rittner. „Nur über das Selbstvertrauen kann der Knoten dann ganz schnell wieder platzen.“
Am Tag nach der Show von Maria Scharapowa wirkte die 29-Jährige von Anfang an verunsichert sowie ängstlich und hatte Probleme, ihren Rhythmus zu finden. „Das ist zu einfach“, haderte die Linkshänderin nach einem leichten Fehler beim 2:2. Mit einem Doppelfehler schenkte Kerber der Japanerin bei 3:4 die Möglichkeit zum Break und gab das Spiel ab.
Mit einer Vorhand ins Netz beim Return überließ sie der Außenseiterin wenig später den ersten Satz. Ihre beiden Trainer Torben Beltz und Benjamin Ebrahimzadeh saßen mit ernsten Mienen auf der Tribüne. Doch im zweiten Satz wurde es nicht besser. Kerber bereitete auch der schmerzende Ellboben Probleme. Osaka dagegen spielte sich in einen Rausch, obwohl sie noch nie zuvor eine Top-Ten-Spielerin geschlagen hatte.
In einem Jahr hat sich für die zweimalige Grand-Slam-Siegern Kerber vieles verändert: Die Führung in der Weltrangliste ist weg, das Selbstverständnis auf dem Platz auch. Bei den Australian Open scheiterte die Linkshänderin als Titelverteidigerin im Achtelfinale, bei den French Open erlebte wie jetzt ein Erstrunden-Debakel. Der starke Auftritt in der Runde der besten 16 in Wimbledon gegen die spätere Siegerin Garbiñe Muguruza hatte für Hoffnung gesorgt. „Ich habe in den letzten Wochen alles probiert“, beteuerte Kerber.