Briten wollen mit Murray ins Davis-Cup-Finale

Glasgow (dpa) - Die britischen Tennis-Fans können es kaum erwarten, und die schottischen unter ihnen erst recht nicht: Es geht um das erste Davis-Cup-Finale seit 37 Jahren, die Chance auf den ersten Gewinn der Trophäe seit 79 Jahren - und das alles gegen die frühere Kolonie.

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Lokalmatador Andy Murray soll das Tennis-Mutterland in Glasgow zum Halbfinal-Sieg gegen Australien führen und wieder einmal eine lange Wartezeit beenden. Der neunte und bislang letzte Triumph im Mannschaftswettbewerb gelang Großbritannien 1936.

Murray war bei den US Open im Achtelfinale gerade ausgeschieden, da wurde er wenige Minuten später schon nach dem Davis Cup gefragt. Er freue sich darauf, meinte der Weltranglisten-Dritte, denke aber noch nicht daran. Murray hat leichte Bedenken, er könnte platt sein. „Ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird“, meinte er.

In der Emirates-Arena soll der Enthusiasmus zurückkommen. Dort feierten die zwischenzeitlich im Davis Cup in die Drittklassigkeit abgestürzten Briten in der ersten Runde mit dem Publikum im Rücken einen 3:2-Sieg über Rekordgewinner USA. Im Viertelfinale holte Murray im Queens Club in London alle drei Punkte zum 3:1-Erfolg über die starken Franzosen.

„Ehrlich gesagt, wenn wir Andy im Team haben, haben wir eine große Chance, jeden zu schlagen“, sagte sein älterer Bruder Jamie, der in Wimbledon und bei den US Open im Doppel-Finale stand. Er soll am Samstag mit Dominic Inglot antreten, der in New York das Doppel-Halbfinale erreichte. Andy Murray soll zunächst geschont werden, falls er zu müde sein sollte. Änderungen sind aber möglich.

Australiens Kapitän Wally Masur setzt auf eine Zermürbungstaktik. Thanasi Kokkinakis soll seinem Freund und Trainingspartner Murray im ersten Einzel zumindest alles abverlangen - oder sogar für eine Überraschung sorgen. „Ich möchte, dass wir nicht mit der Einstellung reingehen, dass er unschlagbar ist“, sagte Masur.

Bei den US Open musste sich Murray bei seinem Vier-Satz-Sieg über Nick Kyrgios mächtig strecken, allerdings ist der zuletzt vor allem durch rüpelhaftes Benehmen auf dem Platz aufgefallene Kyrgios nicht dabei. Dies ist laut Masur in New York gemeinsam entschieden worden.

Stattdessen kehrt Bernard Tomic zurück, der sich während Wimbledon einen öffentlichen Streit mit dem Verband lieferte und im Viertelfinale beim 3:2 über Kasachstan suspendiert war. Er trifft auf Dan Evans: Der Weltranglisten-300. ersetzt bei den Briten den im Training umgeknickten Kyle Edmund. Das Doppel werden Sam Groth und Altmeister Lleyton Hewitt bestreiten. Der als künftiger australischer Kapitän gehandelte 34-Jährige würde auf seiner Abschiedstour gern zum ersten Mal seit 2003 mit dem 28-maligen Gewinner das Davis-Cup-Finale erreichen.

Gegner ist vom 27. bis 29. November der Sieger des anderen Halbfinales zwischen Belgien und Argentinien in Brüssel. Favorit dürfte dann der Gewinner der Begegnung von Glasgow sein, weil weder Belgier noch Argentinier derzeit einen Star im Team haben.

Einige Große der Branche treten von Freitag an in der Relegation an. Für die Schweiz sollten US-Open-Finalist Roger Federer und French-Open-Champion Stan Wawrinka in Genf keine Probleme haben, dem letztjährigen Cup-Sieger gegen die Niederlande den Klassenverbleib zu sichern. Rafael Nadal kehrt nach zwei Jahren ins spanische Team zurück, auch David Ferrer spielt - um den Verbleib in der zweitklassigen Europa/Afrika-Gruppe I in Dänemark.