Clijsters überrascht sich selbst und plant Olympia
Melbourne (dpa) - Als Kim Clijsters im August 2009 auf die große Tennis-Bühne zurückkehrte, waren es zwei Dinge, die die junge Mutter antrieben. Zum einen die Olympischen Spiele 2012 in London, zum anderen ihr Lieblingsturnier in Melbourne.
„Umso mehr bedeutet mir dieser Titel nun“, sagte Clijsters, nachdem sie sich den Traum vom Sieg bei den Australian Open durch ein 3:6, 6:3, 6:3 gegen die Chinesin Li Na erfüllt hatte. Tränen der Freude liefen ihr danach über die Wangen, die sympathische Belgierin wurde nach ihrem vierten Grand-Slam-Titel von den Emotionen völlig übermannt
„Ihr habt mich ja schon immer 'Aussie Kim' genannt. Jetzt habt ihr wirklich einen Grund dazu“, rief Clijsters den begeisterten Australiern zu. Seit ihrer langen Beziehung mit dem australischen Tennis-Profi Lleyton Hewitt fliegen ihr auf dem fünften Kontinent die Sympathien zu. Auch als das Tennis-Traumpaar getrennte Wege ging, blieb Clijsters immer in den Herzen der Australier. Finalgegnerin Li Na kam sich deshalb vor, als habe sie in Belgien gespielt.
„Ich bin immer sehr gerne hier und stets überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen“, sagte Clijsters nach ihrem zweiten Grand-Slam-Erfolg in Serie. Erstmals triumphierte sie außerhalb von New York, wo sie zuvor dreimal die US Open gewonnen hatte.
Seit dem Ende ihrer Babypause spielt Clijsters stärker denn je, hat sieben von acht Endspielen gewonnen. „Als ich zurückgekommen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich so schnell wieder so erfolgreich sein werde“, sagte die 27-Jährige. Doch in der zweijährigen Pause, in der ihr Vater starb und ihre Tochter Jada geboren wurde, haben sich ihre Prioritäten verschoben.
Vielleicht ist auch das der Grund dafür, dass die Tennis-Szene derzeit die beste Kim aller Zeiten erlebt. „Mutter und Champion! Du bist mein Held“, gratulierte die verletzte Vorjahressiegerin Serena Williams via Twitter.
Clijsters macht sich seit ihrem Comeback nicht mehr so viel Druck. Wenn sie nach getaner Arbeit ins Hotel kommt, warten Ehemann Brian und Tochter Jada. „Die Familie ist mein Leben“, sagte Clijsters, die es genießt, dass der zweijährigen Jada ihr Tennis egal ist. „Als sie den großen Pokal gesehen hat, hat sie mich gefragt, wer ihn gewonnen hat“, erzählte die Frohnatur nach dem Finale. Tennis war da schon wieder weit weg.
Die Belgierin wird deshalb auch nicht mehr ewig auf der Tour unterwegs sein. „Das wird wahrscheinlich meine letzte komplette Saison“, erklärte sie in Melbourne. Die geschockten Australier konnte sie aber beruhigen. „Ja, ich denke schon“, antwortete sie auf die Frage, ob sie ihren Titel im kommenden Jahr verteidigen werde.
Doch nach den Olympischen Spielen in London ist Mitte 2012 vermutlich Schluss. Tochter Jada kommt dann in den Kindergarten, ein Geschwisterchen ist für 2013 geplant. „Dass ich danach noch einmal zurückkomme, glaube ich nicht.“
Li Na will ihren Höhenflug dagegen noch ein wenig genießen. „Bevor ich ein Kind bekomme, höre ich auf“, sagte die 28-Jährige, die den ersten Grand-Slam-Sieg einer Chinesin nur hauchdünn verpasste. Dennoch war die Asiatin mit sich im Reinen. „Ich werde jetzt das chinesische Neujahrsfest mit der Familie feiern und dann geht es weiter“, sagte Li Na.
Mit Witz und Charme hatte sie in den vergangenen zwei Wochen die Welt begeistert. Wie groß das Interesse an ihr und am Tennis nun sein werde, wurde Li Na gefragt. „Etwa so“, meinte die Chinesin und hielt Daumen und Zeigefinger nur einen Zentimeter auseinander - ihre Fröhlichkeit ließ sie sich auch durch die Niederlage nicht nehmen.