Wieder im Finale: Andy Murray Gegner für Djokovic
Melbourne (dpa) - In der Loge sprang Mutter Judy voller Begeisterung in die Luft, auf dem Centre Court riss Andy Murray nur noch erschöpft die Arme in die Höhe: Nach einem harten Fight gegen den Spanier David Ferrer hat der Schotte wie im Vorjahr das Finale bei den Australian Open erreicht.
Damit greift Murray am Sonntag gegen den Serben Novak Djokovic erneut nach seinem ersten Grand-Slam-Titel. 3:46 Stunden lang musste der 23-jährige Tennis-Profi in Melbourne um jeden Ball kämpfen, ehe er Rafael Nadals Bezwinger Ferrer mit 4:6, 7:6 (7:2), 6:1, 7:6 (7:2) niedergerungen hatte. Murray kann als erster Brite seit Fred Perry vor 77 Jahren wieder in Melbourne triumphieren und steht zum dritten Mal in seiner Karriere im Endspiel eines der vier wichtigsten Turniere der Welt.
„Das erste war ziemlich schnell vorbei, das zweite war schon etwas besser. Ich hoffe, am Sonntag gibt es eine weitere Steigerung“, sagte Murray nach dem Marathonmatch. 2008 hatte er im Finale der US Open gegen Roger Federer 2:6, 5:7 und 2:6 verloren, im vergangenen Jahr unterlag er dem Schweizer Ausnahmespieler in Down Under 3:6, 4:6, 6:7 (11:13). „Novak und ich kennen uns sehr gut, wir haben in diesem Jahr schon viel zusammen trainiert. Da gibt es keine Geheimnisse“, sagte Murray mit Blick auf das Duell der Kronprinzen gegen Djokovic, der am Vortag Federer ausgeschaltet hatte.
Mit Rafael Nadal und Federer mögen die beiden Topstars in Melbourne zwar ausgeschieden sein, doch die Zuschauer in der Rod Laver Arena sahen auch ohne einen der beiden Protagonisten ein Halbfinale auf allerhöchstem Niveau. Zunächst schien Murray besser in Schwung zu kommen und nahm seinem Gegner zum 4:3 den Aufschlag ab. Doch Ferrer kämpfte sich zurück, schaffte das Rebreak und sicherte sich nach 46 Minuten den ersten Satz.
Im zweiten Durchgang setzte sich das Drama fort. Break Murray, Rebreak Ferrer und dann ein epischer Satz bis in den Tiebreak, den der Schotte mit 7:2 für sich entschied - allein diese Vorstellung auf dem Centre Court dauerte 73 Minuten. Beim Stand von 4:5 hatte Murray bei eigenem Aufschlag sogar einen Satzball abzuwehren, ohne dies überhaupt zu merken. „Ich dachte es stünde 3:4. Ich war ganz überrascht, als der Schiedsrichter nach dem Spiel plötzlich 5:5 sagte. Aber vielleicht hat mir das geholfen“, meinte der Brite. „Er hat in der entscheidenden Momenten einfach zu gut aufgeschlagen, da konnte ich nichts machen“, haderte Ferrer.
Der Spanier, der in diesem Jahr zuvor noch ungeschlagen war, hatte an den verpassten Chancen danach zu knabbern und gab den dritten Satz mit 1:6 ab. Doch dann erwachte im 28-Jährigen, der im Viertelfinale dem angeschlagenen Nadal überhaupt keine Chance gelassen hatte, wieder das Kämpferherz. Der 1,75 Meter kleine Rechtshänder spielte phasenweise überragendes Tennis und zwang Murray ein weiteres Mal in den Tiebreak. Dort war der Akku des Iberers aber leer, so dass Murray seinen zweiten Matchball verwandeln konnte.