Nadals Traum platzt am Feiertag: Verletzt raus

Melbourne (dpa) - Über der Rod Laver Arena erstrahlte das Feuerwerk zum Nationalfeiertag in den schönsten Farben, auf dem Centre Court platzte Rafael Nadals großer Traum vom vierten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier in Serie.

Ausgerechnet am „Australia Day“ ist das spanische Kraftpaket auf dem Weg zu seinem historischen „Rafa Slam“ von einer Oberschenkelverletzung gestoppt worden. Die Blessur behinderte den Weltranglistenersten im Viertelfinale der Australian Open gegen seinen Landsmann David Ferrer so stark, dass der Branchenprimus mit 4:6, 2:6, 3:6 ausschied. Ferrer trifft nun auf den Schotten Andy Murray, der den ungesetzten Ukrainer Alexander Dolgopolow mit 7:5, 6:3, 6:7 (3:7), 6:3 besiegte.

„Das ist ein schwerer Tag für mich“, sagte Nadal, der in der Pressekonferenz völlig konsterniert wirkte und seinen Kopf vor Beginn der Fragerunde immer wieder in den Händen vergrub. Was ihn so behindert hatte, wollte der Iberer aber nicht verraten. „Ich möchte zur Verletzung nichts sagen. Erstens weiß ich nichts und zweitens wäre es David gegenüber nicht fair“, meinte der überragende Profi der vergangenen neun Monate.

Schon im Vorjahr hatte der immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfene Spanier im Viertelfinale gegen Murray wegen einer Knieverletzung im dritten Satz aufgegeben. „Es sieht so aus, als hätte ich immer was“, meinte Spaniens Sportler des vergangenen Jahrzehnts. Ans Aufgeben habe er dieses Mal aber nicht gedacht. „Ich hasse es aufzugeben. Ich musste es letztes Jahr machen, das wollte ich nicht noch einmal erleben“, sagte Nadal mit gedämpfter Stimme.

Es war ein verzweifelter Kampf, den er im kühlen Melbourne bestritt. Dick bandagiert am linken Oberschenkel, stemmte sich der 24-Jährige 2:33 Stunden gegen das Unvermeidliche - doch er hatte keine Chance. Bereits beim Stand von 1:2 im ersten Satz nahm Nadal die erste Arztpause. „Da war das Spiel praktisch schon gelaufen“, ließ sich Nadal immerhin noch entlocken.

Schockiert und verzweifelt blickte er immer wieder zu seinem Onkel und Trainer Toni. „Warum ausgerechnet jetzt?“, „Warum ich?“, schien der neunmalige Grand-Slam-Turnier-Sieger zu denken - der Traum, als erster Spieler seit dem legendären Rod Laver 1969 alle vier Grand- Slam-Turniere nacheinander zu gewinnen, wurde Down Under zum Alptraum. Ferrer versuchte ihn aufzubauen. „Er ist einer der besten Spieler der Geschichte. Er kann es noch einmal schaffen“, sagte der 28-Jährige, der gut mit Nadal befreundet ist.

Den ersten Satz musste Nadal nach 70 Minuten mit 4:6 abgeben. Immer wieder versuchte er seinen Oberschenkel in den Spielpausen mit Stretching zu lockern, wollte stets in Bewegung bleiben, um seinen lädierten Körper bloß nicht kalt werden zu lassen. In seiner Verzweiflung wechselte der Linkshänder mit dem großen Kämpferherz, der bereits in der Vorbereitung in Doha mit einem Virus zu kämpfen hatte, häufiger als sonst den Schläger, tauschte mehrmals das trotz der Kühle durchgeschwitzte Shirt - alles vergebens.

Gedankenverloren stand der Ausnahmesportler auf dem Platz und blickte zum Feuerwerk in den Himmel - in diesem Moment platzten nicht nur die Raketen, sondern auch Nadals Träume. Immer wieder schaute Ferrer beim Seitenwechsel zu seinem Landsmann hinüber, in Erwartung, Nadal würde ihm jeden Moment die Hand reichen und kapitulieren.

Doch die Nummer eins der Welt stand eine der schwärzesten Momente seiner Karriere, zum Teil mit Tränen in den Augen, bis zum Ende durch und verlor erstmals nach zuvor 25 Siegen wieder eine Partie bei einem Grand-Slam-Turnier. „Das war sicher ein großer Sieg für mich, aber irgendwie auch nicht, weil er nicht in einem richtigen Spiel zustande kam“, sagte Sieger Ferrer fair.