Damen machen Mut: Halbfinale von Wimbledon drin

London (dpa) - Die Aussichten sind glänzend, die Ambitionen groß: Die deutschen Tennis-Asse wollen bei der 125. Auflage der All England Championships in Wimbledon den Durchbruch in die absolute Weltspitze schaffen.

Vor allem die drei Freundinnen Andrea Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki, die in dieser Saison allesamt bereits ein WTA-Turnier gewonnen haben, sind 20 Jahre nach dem „Doppel“-Sieg von Steffi Graf und Michael Stich topmotiviert. „Generell traue ich ihnen allen eine große Überraschung zu. Ich muss damit rechnen, dass eine im Halbfinale auftaucht“, sagte ihre Fed-Cup-Kapitänin Barbara Rittner vor dem ersten Aufschlag an der Church Road.

Auch die deutschen Herren blicken dem berühmtesten Rasenturnier der Tennis-Welt, das Titelverteidiger Rafael Nadal am Montag traditionell auf dem Center Court eröffnen wird, optimistisch entgegen. Beflügelt von ihrem glänzenden Abschneiden in Halle, wo Philipp Kohlschreiber am Ende gewann, peilen Florian Mayer, Wimbledon-Doppelsieger Philipp Petzschner und Co. zumindest die zweite Turnierwoche auf dem Heiligen Rasen an.

„Mich würde es gar nicht wundern, wenn das wieder ein gutes Omen für deutsche Erfolge wird“, sagte Rückkehrer Tommy Haas dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Der 33-Jährige hatte selbst 2009 in Ostwestfalen triumphiert und war dann bis ins Halbfinale von Wimbledon gestürmt.

Gleich zum Turnierstart am Montag trifft Haas auf den Luxemburger Gilles Muller. Zur selben Zeit sollen auch der Augsburger Kohlschreiber (gegen den Usbeken Denis Istomin), der Korbacher Rainer Schüttler (gegen den Brasilianer Thomaz Bellucci) und der Stuttgarter Michael Berrer (gegen den Spanier Feliciano Lopez) erstmals aufschlagen, sofern der prognostizierte Regen den Veranstaltern nicht in die Quere kommt.

Während bei den Herren wohl wieder „die großen Drei“ Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic sowie der ewige Herausforderer Andy Murray den Titel unter sich ausmachen, ist in der Damen-Konkurrenz „das Feld sehr offen, weil es keine dominierende Figur gibt“, so die treffende Analyse der an Nummer elf gesetzten Petkovic. Und genau darin erblickt die 23-Jährige aus Darmstadt, die in dieser Saison bei den Grand-Slam-Turnieren in Melbourne und Paris jeweils das Viertelfinale erreicht hatte, vor dem Auftaktspiel am Montagabend gegen die Französin Stephanie Foretz Gacon ihre Chance: „Ich sehe im Damen-Tennis derzeit einen Generationswechsel.“

Und dass daran auch die Nachfolgerinnen von Steffi Graf ihren Anteil haben, daran haben selbst die Engländer keinen Zweifel. „Deutschland hat wieder das Zeug, eine Tennis-Macht zu werden“, konstatierte die „Sunday Times“. Zumal keine Geringere als die siebenmalige Wimbledon-Siegerin Graf dem Trio ihren Rat angeboten hat. „Sie ist immer erreichbar für uns, falls wir etwas Hilfe brauchen“, berichtete die an Nummer 16 gesetzte Görges.

Die Bad Oldesloerin spielt in der ersten Runde gegen die Spanierin Anabel Medina Garrigues, Birmingham-Siegerin Lisicki gegen die Lettin Anastasija Sewastowa. „Die Konkurrenz ist sicher nicht happy, mich in ihrem Tableau zu sehen“, betonte die Berlinerin, die vor zwei Jahren überraschend bis ins Wimbledon-Viertelfinale vorgestoßen war. Nur schade für sie und die heimischen Tennis-Fans, dass die Spiele der 19 deutschen Teilnehmer in diesem Jahr nur beim Pay-TV-Sender Sky live zu sehen sind.

Ein ganz besonderes Schmankerl werden die meisten Fernsehzuschauer folglich auch verpassen: die Neuauflage des irrsinnigen Marathons zwischen John Isner and Nicolas Mahut. Im längsten Match der Tennis-Geschichte setzte sich der Amerikaner Isner vor einem Jahr nach 11:05 Stunden mit 6:4, 3:6, 6:7 (7), 7:6 (3), 70:68 durch. Nun kommt es am Dienstag zum erneuten Aufeinandertreffen in der ersten Runde. Der Franzose Mahut meinte nur: „Das ist zu verrückt.“