Davis-Cup-Chef Arriens: Mit Teamgeist zum Neuanfang
Hamburg (dpa) - Die Streithähne Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber wieder in ein Team integrieren, die vernachlässigte Nachwuchsarbeit intensivieren und endlich für Ruhe im Verband sorgen - der neue Davis-Cup-Kapitän Carsten Arriens steht vor einer gewaltigen Herausforderung.
„Nach zehn Jahren ist es Zeit für einen Neuanfang“, sagte der 43-Jährige in Hamburg in der Zentrale des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Mit modischer Kurzhaarfrisur, schwarzem Anzug und lässig über der Hose getragenem hellgrauen Hemd hatte der so dringend benötigte Konfliktlöser für das deutsche Herren-Tennis als erster hinter dem Tisch mit den noch ungewohnten Namensschildern Platz genommen. Neben seinem Co-Trainer Michael Kohlmann und flankiert von DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg, DTB-Vize Carl-Uwe Steeb und Sportdirektor Klaus Eberhard. So viel Blitzlichtgewitter war lange nicht im DTB-Haus.
Am Ende ging es dann doch recht schnell mit der Suche nach einem Nachfolger für den Ende Oktober frustriert zurückgetretenen Patrik Kühnen. Gut drei Wochen später wurde der öffentlich recht unbekannte Nachfolger vorgestellt - und endlich sah man bei den DTB-Granden mal wieder erleichterte Gesichter nach all den Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Wochen wie Sponsorenkündigung, Manager-Trennung oder Kommunikationsdesaster im Fall Kühnen/Kohlschreiber.
Arriens jedenfalls wurde mit so viel Lorbeer empfangen, dass es dem in Köln wohnenden Familienvater fast schon unangenehm war. „Ein guter Unbekannter“, schrieb die „FAZ“ am Freitag, die „Süddeutsche“ meinte sogar: „Egal, wen man fragt: Alle lieben Carsten Arriens.“
Und so nutzte der Bundesliga-Trainer vom deutschen Mannschaftsmeister TK Kurhaus Aachen und persönliche Coach von Matthias Bachinger seinen ersten öffentlichen Auftritt als neuer Davis-Cup-Chef zu einem Plädoyer für Teamplay und gegen Vergangenheitsbewältigung. Für das schwere Auswärtsspiel in Argentinien vom 1. bis 3. Februar 2013 rechnet Arriens mit den zuletzt zerstrittenen Top-Spielern Haas und Kohlschreiber.
„Wir werden eine ganz einfache Lösung finden, nämlich, dass alle spielen. Mein Eindruck ist, dass alle wollen. Da gibt es keine großen Dinge zu klären“, sagte Arriens. Wenn es ihm gelingen sollte, Haas tatsächlich zu einem Auftritt im Nationalteam auf Sand in Buenos Aires an der Seite von Kohlschreiber zu überzeugen, wäre das ein erster Achtungserfolg. Er habe in den vergangenen Tagen mit allen Spielern gesprochen oder ihnen zumindest Nachrichten hinterlassen. „Natürlich ist Tommy ein Thema für den Davis Cup“, sagte Arriens. Und „selbstverständlich“ kehre Kohlschreiber ins Team zurück.
Über den Streit zwischen Kühnen und Kohlschreiber wollte Arriens am liebsten kein Wort verlieren. „Ich kann und will das, was in der Vergangenheit passiert ist, nicht kommentieren“, sagte die ehemalige Nummer 109 der Weltrangliste. Zwischen den Zeilen schwang aber doch durch, dass er nicht alles, aber vieles anders machen wird als Kühnen. „Meine Kommunikation ist sehr klar und sehr respektvoll auch den Spielern gegenüber“, sagte Arriens oder „Für mich ist der Teamgedanke ganz zentral“ oder „Wir haben etwas entwickelt, der Unterschied wird auch sichtbar werden“. Unaufgeregt und klar in seinen Aussagen debütierte der neue starke Mann im deutschen Tennis.
Und ganz zum Schluss sprach Arriens nochmal über seine erste sportliche Herausforderung: „Alle reden immer nur über die argentinischen Top-Spieler auf Sand. Wir können die auf jeden Fall schlagen.“ Das wäre dann wirklich ein gelungener Neuanfang.