Davis Cup: Versöhnlicher Schluss, aber Probleme bleiben
Frankfurt/Main (dpa) - Trotz eines versöhnlichen Abschlusstages beim Erstrunden-Duell mit Frankreich verkörpern die deutschen Tennis-Herren nach wie vor nur Mittelmaß.
Philipp Kohlschreiber und Jan-Lennard Struff gewannen zwar ihre bedeutungslosen Einzel gegen den Vorjahresfinalisten, die 2:3-Niederlage hatte aber nach der ernüchternden Doppel-Pleite von Benjamin Becker und Andre Begemann bereits am Tag zuvor festgestanden.
Abstiegskampf statt Aufbruchstimmung lautet deshalb das Fazit des ersten Davis-Cup-Wochenendes unter dem neuen Teamchef Michael Kohlmann. Vom 18. bis 20. September geht es nun in der Relegation um den Verbleib in der Weltgruppe der 16 besten Teams. Der Gegner wird bei der Auslosung am 21. Juli ermittelt.
Immerhin schaffte es die deutsche Mannschaft, nach dem Eklat an gleicher Stelle vor einem Jahr die Sympathien bei den damals extrem verärgerten Fans zurückzugewinnen. So trat Kohlschreiber anders als 2014 am Sonntag zum wertlosen Einzel an und holte beim 7:6 (7:5), 6:4 gegen Gilles Simon den ersten Punkt für die Gastgeber.
„Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen“, sagte Kohlschreiber. Vor einem Jahr hatte er sich gegen Spanien bei einer 3:0-Führung wie Tommy Haas und Florian Mayer noch geweigert, zu spielen. Doch auch für ihn stand das Wochenende im Zeichen der Wiedergutmachung, er sei in dieser Woche „charakterlich gewachsen“.
Danach siegte Struff gegen Nicolas Mahut mit 7:6 (8:6), 6:3. Für den 24 Jahre alten Sauerländer war es bei seinem zweiten Einsatz der erste Sieg für Deutschland. „Natürlich freue ich mich darüber, aber ich hätte lieber am Freitag gewonnen“, sagte Struff. Zum Auftakt hatte er in fünf Sätzen gegen Simon verloren.
„Es war ein gutes Zeichen, was wir heute gezeigt haben. Das war wichtig“, bilanzierte Kohlmann. „Wir können Frankfurt mit einem sehr guten Gefühl verlassen“, sagte der Nachfolger von Carsten Arriens. Doch auch wenn das Auftreten der DTB-Auswahl dieses Mal tadellos war, bleiben die altbekannten Probleme bestehen. Zwar hat der Verband durch die Trennung von Arriens auf der Trainerbank einen Wechsel vorgenommen, doch die Qualität der Spieler wird nicht automatisch besser.
Gerade einmal fünf Profis rangieren derzeit noch in den Top 100 der Welt. Erstrundengegner Frankreich hat dort nur zwei Akteure mehr - diese stehen aber alle unter den besten 40. Die Deutschen verfügen in Philipp Kohlschreiber (28.) im Moment nur über einen Spieler, der etwas gehobeneren Ansprüchen genügt. Hinzu kommen Probleme im Doppel. Die Not-Paarung Becker/Begemann war gegen Julien Benneteau und Mahut beim 4:6, 3:6, 2:6 völlig chancenlos.
Einziger wirklicher Hoffnungsschimmer war der couragierte Auftritt von Struff, der schon im Auftakteinzel gegen Simon überzeugt, am Ende aber doch nach fast viereinhalb Stunden mit 8:10 im fünften Satz verloren hatte. Struff dürfte dennoch einer sein, der in Zukunft zum festen Kern des Davis-Cup-Teams zählt. Der Sauerländer bringt mit seinem druckvollen Spiel und harten Aufschlägen vieles mit, muss sich dieses Potenzials nur noch öfter selbst bewusstwerden.
Ansonsten sieht es im deutschen Herren-Tennis trist aus. Kohlmann sprach zwar davon, man müsse nun „das gute Gefühl dieser Woche“ mitnehmen. Aber auch der 41-Jährige dürfte wissen, dass ein steiniger Weg vor ihm liegt.
Im Verband ist er auch für die zweite Garde zuständig. In dem 17 Jahre alten Alexander Zverev ist da zumindest einer, auf den man sich in Zukunft freuen kann. In Frankfurt verzichtete Kohlmann noch auf den Hamburger, er will ihm die nötige Zeit zur Entwicklung geben.
Mit Blick auf die Relegation im Herbst bleibt den Verantwortlichen sonst nur die Hoffnung auf die Rückkehr einiger verletzter Spieler - Florian Mayer, Peter Gojowcyk, vielleicht auch Tommy Haas.