Wunsch Wiedergutmachung: DTB-Auswahl empfängt Frankreich
Frankfurt/Main (dpa) - Das deutsche Davis-Cup-Team in Frankfurt? Da war doch was! Vor einem Jahr gab es am Main einen der Tiefpunkte in der deutschen Tennis-Geschichte.
Damals traten weder Philipp Kohlschreiber noch Tommy Haas oder Florian Mayer zum bedeutungslosen letzten Einzel gegen Spanien an. An diesem Wochenende soll es in der ersten Runde gegen Frankreich eine Wiedergutmachung geben.
AUSGANGSLAGE: Es soll ein Neuanfang für das deutsche Herren-Tennis sein. Nach der Trennung von Teamchef Carsten Arriens und den Querelen der Vergangenheit will das Davis-Cup-Team endlich für positive Schlagzeilen sorgen. Doch im Vorfeld der Partie gegen den Vorjahresfinalisten dreht sich alles um das, was vor einem Jahr in Frankfurt passierte. Nur mit einer sportlichen Glanzleistung können Philipp Kohlschreiber und Co. die Schmach von Frankfurt ein wenig vergessen machen.
DAS SPRICHT FÜR DEUTSCHLAND: Von der Papierform her nicht viel. Die Franzosen sind deutlich besser besetzt, zumal der neue deutsche Teamchef Michael Kohlmann in Tommy Haas, Florian Mayer und Peter Gojowczyk auf drei potenzielle Kandidaten verzichten muss. Von Vorteil könnte sein, dass kaum einer etwas von Deutschland erwartet. Und in der Rolle des Underdog hatte die DTB-Auswahl die Franzosen im Viertelfinale des vergangenen Jahres am Rande der Niederlage. Dieses Mal soll Jan-Lennard Struff die Franzosen überraschen. Der Debütant erhielt etwas unerwartet den Vorzug vor Benjamin Becker.
DAS SPRICHT GEGEN DEUTSCHLAND: Auf den ersten Blick ziemlich viel. Auch wenn den Franzosen in Jo-Wilfried Tsonga und Richard Gasquet zwei ihrer besten Spieler fehlen, hat ihr Teamchef Arnaud Clément noch eine starke Truppe beisammen. Gilles Simon (Nummer 14), Gael Monfils (19.) und Julien Benneteau (27.) stehen in der Weltrangliste vor der deutschen Nummer eins Philipp Kohlschreiber (28.). Der Augsburger lag zudem zuletzt wegen Fiebers flach. Erst nach zwei Einheiten am Mittwoch gab er Grünes Licht. „Es ist von Tag zu Tag besser geworden. Ich bin bereit.“
DER HOFFNUNGSTRÄGER: Ob man es glaubt oder nicht: Die Hoffnungen ruhen auf Philipp Kohlschreiber. Und damit ausgerechnet auf jenem Spieler, der für den Eklat von Frankfurt vor einem Jahr hauptverantwortlich war, als weder er noch Haas oder Mayer zum bedeutungslosen letzten Einzel antraten. Auch wegen dieser Vorkommnisse wurde Kohlschreiber vom inzwischen geschassten Carsten Arriens suspendiert. Doch das neue DTB-Präsidium setzt auf Kohlschreiber, auch wenn bei ihm in diesem Jahr noch nicht viel zusammen lief.
DER HEIMVORTEIL: Gibt es ihn wirklich? Es wird interessant zu sehen sein, wie die Tennis-Fans in Frankfurt das deutsche Team und besonders Kohlschreiber empfangen. Die Vorkommnisse vor einem Jahr haben tiefe Spuren hinterlassen. Auch deshalb entschied sich der Verband dafür, zur Wiedergutmachung erneut nach Frankfurt zu kommen. Immerhin: Der Vorverkauf lief gut, die Fraport Arena wird an den drei Tagen nahezu voll sein.
DIE BILANZ: Geht es nach den reinen Zahlen, bräuchte das deutsche Team gar nicht erst anzutreten. Von zehn Duellen konnte Deutschland nur zwei gewinnen. Der letzte deutsche Erfolg datiert aus dem Jahr 1938. Beim bislang letzten Aufeinandertreffen im vergangenen April ging es allerdings eng zu. Im Viertelfinale führte Deutschland nach dem ersten Tag mit 2:0, musste sich am Ende in Nancy aber doch noch mit 2:3 geschlagen geben.