Kohlschreiber will nicht der Buhmann sein
Frankfurt/Main (dpa) - Philipp Kohlschreiber hat sich gegen seine Rolle als Buhmann im deutschen Davis-Cup-Team gewehrt.
„Der Ruhm ist falsch angebracht. Ich habe nichts mit der Ablösung des Teamchefs zu tun“, sagte der Augsburger in Frankfurt am Main. Der 31-Jährige war vom ausgebooteten Carsten Arriens suspendiert worden, nachdem beide Seiten mehrmals aneinandergeraten waren.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen war die Tennis-Partie gegen Spanien in Frankfurt vor einem Jahr, als Kohlschreiber, Tommy Haas und Florian Mayer beim Stand von 3:0 zum bedeutungslosen letzten Einzel nicht mehr antraten, weil alle drei angeschlagen waren. Intern hatte man sich dennoch auf Kohlschreiber als Einzelspieler am letzten Tag geeinigt, dieser hatte sich dann aber krank abgemeldet.
Auch Kohlschreiber selbst bezeichnete den schmachvollen Auftritt nun als Ereignis, „dass immer im Gedächtnis bleibt.“ In der Sendung „Heimspiel“ im hr-fernsehen hatte er erstmals Reue gezeigt. „Sicherlich, jetzt mit dem, was alles passiert ist und wie schwerwiegend die Entscheidung war, müsste man noch einmal in sich gehen und alles ganz genau überdenken“, meinte die deutsche Nummer eins.
Den Schuh, allein das Ende der Amtszeit von Arriens verantwortet zu haben, wollte sich Kohlschreiber aber nicht anziehen. „Das sind Personalentscheidungen des DTB, damit habe ich nichts zu tun, auch wenn man mir was andichten möchte“, sagte Kohlschreiber. Schon mit Arriens' Vorgänger Patrik Kühnen hatte es immer wieder Streit gegeben, Kühnen verzichtete schließlich 2012 im Abstiegsspiel gegen Australien auf den Bayern, Arriens holte ihn zurück.
Er habe sich zuletzt in der Öffentlichkeit bewusst zurückgehalten, erklärte Kohlschreiber. „Aber wenn ich schweige, bin ich der Böse, wenn ich rede, auch.“ Den Vorwurf, er habe für seine Rückkehr in die deutsche Tennis-Auswahl Bedingungen gestellt, wies er ebenfalls zurück. „Ich weiß nicht, was das für Bedingungen gewesen sein sollen, weil ich keine gestellt habe“, sagte die Nummer 28 der Welt.
Der neue Kapitän Michael Kohlmann setzt große Hoffnungen in seine Nummer eins. „Er ist sehr wichtig für uns“, sagte der Teamchef. Obwohl Kohlschreiber zuletzt Fieber hatte, soll er gegen den Vorjahresfinalisten nach Möglichkeit zwei Einzel und das Doppel bestreiten. „Ich bin zuversichtlich, dass ich bis Freitag wieder im Vollbesitz meiner Kräfte bin“, sagte Kohlschreiber. Als zweite Einzelspieler kommen Benjamin Becker und Jan-Lennard Struff infrage.
Insgesamt erwartet Kohlmann eine enge Partie. „Wir sind dieses Mal näher dran als vor einem Jahr“, sagte der 41-Jährige. 2014 hatte Deutschland im Viertelfinale in Nancy nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren, „Ich denke, wir haben in jedem Spiel unsere Chancen. Die müssen wir dann aber auch nutzen.“
Bei den Franzosen sind Gilles Simon und Gael Monfils für die Einzel vorgesehen. „Deutschland ist dieses Mal kompletter als beim letzten Mal. Wir wissen, dass es sehr schwer wird“, sagte der französische Teamchef Arnaud Clément.