Der „Djoker“ sticht - Serbien stolz auf Djokovic
Melbourne (dpa) - Mit einer Party an ungewöhnlicher Stelle hat Novak Djokovic seinen zweiten Triumph bei den Australian Open gefeiert. In seiner serbischen Heimat schlagen ihn die begeisterten Fans bereits als Präsidenten vor, aber Novak Djokovic hat zunächst noch auf dem Tennis-Platz große Pläne.
„Es ist mein Lebensziel, Nummer eins der Welt zu werden“, sagte Djokovic, einen Tag nach der Final-Demontage des Schotten Andy Murray und seinem zweiten Sieg bei den Australian Open. Er wisse, dass der Sprung auf den Tennisthron angesichts der Konkurrenz mit Rafael Nadal und Roger Federer vor und Murray sowie Robin Söderling hinter ihm schwer werde. „Aber ich werde alles dafür tun“, richtete der serbische Davis-Cup-Sieger eine Kampfansage an die Rivalen.
Die Riesensause nach seinem zweiten Grand-Slam-Titel stieg nicht in irgendeinem exklusiven Club in Melbourne. Djokovic ließ mit Freunden und Weggefährten gleich in der Umkleide-Kabine die Korken knallen. „Wir haben zwei serbische Musiker in die Kabine geholt und da haben wir dann gefeiert“, sagte der „Djoker“. „Wir haben den Turnierdirektor, Sponsoren und Helfer eingeladen. Jeder der wollte, durfte kommen“, erzählte Djokovic mit kleinen Äuglein. „Viel geschlafen habe ich nicht.“
Die ausgefallene Nachtruhe lag aber nicht nur an der ausgelassen Party, sondern vor allem auch an den Emotionen, die den serbischen Nationalhelden nach seinem zweiten Sieg Down Under überfielen. „Es waren keine einfachen Zeiten, in einem Land aufzuwachsen, das so große Probleme hatte“, sagte Djokovic. „Wir sind in zwei Kriegen aufgewachsen, hatten in den 90er Jahren das Embargo. Jeder ist stolz auf sein Land, doch wir sind es ganz besonders“, meinte der Weltranglisten-Dritte, dem im Finale seine langjährige Wegbegleiterin Ana Ivanovic zujubelte.
Den Sieg in der Rod Laver Arena widmete er daher neben den Opfern der Flutkatastrophe im australischen Bundesstaat Queensland vor allem seinen Landsleuten, die ihn begeistert feierten. „Djokovic for President“, forderte ein Kommentar an den Belgrader TV-Sender B92. „Die Welt spricht vom Superman“, titelte die Zeitung „Blic“ in Belgrad, vor dem Hintergrund der schweren wirtschaftlichen Lage im Land wurde Djokovic sogar als „der einzige Lichtblick in Serbien“ gefeiert
Aber auch ihm persönlich tat dieser beeindruckende Erfolg gut. „Das ist die Bestätigung harter Arbeit“, sagte Djokovic, der seinem Freund Murray beim 6:4, 6:2, 6:3 nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte. Verglichen mit 2008, als er erstmals beim Auftakt- Grand-Slam der Tennis-Saison triumphiert hatte, erlebten die Zuschauer drei Jahre später einen ganz anderen Djokovic. Gereift, ruhig und fokussiert präsentierte sich der Rechtshänder. „Ich bin definitiv ein kompletterer Spieler“, sagte Djokovic.
Noch im vergangenen Jahre hatte er anfangs mehr Tiefen als Höhen zu durchlaufen. „Die ersten acht Monate habe ich mich auf dem Platz nicht gut gefühlt“, sagte Djokovic, der auch privat einige Probleme hatte. „Darüber will ich nicht reden, aber wenn du dich außerhalb des Platzes nicht gut fühlst, kannst du es auf dem Platz auch nicht.“
Doch mit dem Finaleinzug bei den US Open wendete sich das Blatt, der Gewinn des Davis Cups, „der größte Moment meines Lebens“, stattete ihn endgültig mit einer Riesenportion Selbstvertrauen aus. „Das hat mir Rückenwind gegeben. Ich weiß jetzt, dass ich die großen Dinge gewinnen kann“, sagte der 23-Jährige, der nun endgültig am Thron von Rafael Nadal und Roger Federer rüttelt.
Viele nennen ihn bereits jetzt in einem Atemzug mit den großen Dominatoren der vergangenen Jahre. „Wenn die Leute von den großen Drei sprechen ist das natürlich eine Riesensache für mich. Es ist eine große Herausforderung für mich, mich mit ihnen zu messen“, sagte Djokovic. Nicht wenige gehen inzwischen davon aus, dass er diese Auseinandersetzung für sich entscheiden kann.