Deutsches Finale in Stuttgart: Siegemund fordert Kerber
Stuttgart (dpa) - Trotz ihres beeindruckenden Siegeszuges beim Tennis-Klassiker in Stuttgart hat Laura Siegemund bislang allen Feierlichkeiten eine Absage erteilt.
„Natürlich ist das alles ein großer Erfolg hier. Ich habe meinem Team aber gesagt, dass ich mich noch einmal maximal vorbereiten muss“, sagte die 28-Jährige aus Metzingen, die als Qualifikantin beim wichtigsten deutschen Turnier völlig überraschend das Finale erreicht hat. Dort trifft sie am Sonntag im ersten deutschen Endspiel in der Historie des mit 759 000 Dollar dotierten Sandplatzevents auf Titelverteidigerin Angelique Kerber.
„Das wird gigantisch“, prophezeite Siegemund vor dem ersten WTA-Finale ihrer Karriere. „Ich habe großen Respekt vor Angies Spiel.“ Obwohl Siegemund und Kerber gleich alt sind, haben sie bislang noch nie gegeneinander gespielt.
Unabhängig davon, wie das Endspiel in der Porsche Arena ausgeht, nach der bislang besten Woche in ihrer Karriere will Siegemund dann doch die Sektkorken knallen lassen. „Nach dem Finale wird gefeiert, ganz egal, ob ich gewinne oder verliere.“
Während der Final-Einzug von Australian-Open-Siegerin Kerber durchaus zu erwarten war, kommt das starke Auftrumpfen von Siegemund unerwartet. Schließlich war die Laufbahn der Schwäbin, die in ihrer Jugend schon als die neue Steffi Graf gefeiert worden war, vor vier Jahren eigentlich schon vorbei. „2012 habe ich gesagt, ich hänge die Sachen an den Nagel“, sagte Siegemund.
Neun Mal hatte sie im Jahr zuvor bei WTA-Turnieren versucht, sich für das Hauptfeld zu qualifizieren. Neunmal hatte es nicht geklappt. „Da habe ich aufgehört zu spielen“, sagte Siegemund. Stattdessen widmete sie sich dem Bachelor-Studium in Psychologie an der Fernuniversität Hagen und machte zudem die A-Trainer-Lizenz - mit der Auszeichnung der Jahrgangsbesten.
Doch so ganz konnte sie vom Tennis dann doch nicht lassen und spielt schon das ganze Jahr 2016 auf hohem Niveau. Bei den Australian Open in Melbourne schaffte sie es bis in die dritte Runde, inzwischen hat sich Siegemund bereits auf Platz 71 der Weltrangliste vorgearbeitet. Durch die Siege in Stuttgart wird sie von der kommenden Woche an sogar zu den Top 55 der Welt gehören.
Für sie selbst kommen die Erfolge nicht so überraschend. „Ich habe gespürt, dass ich auf dem Level spielen kann“, meinte Siegemund, die schon zuletzt in Charleston bis ins Viertelfinale kam. Im Endspiel gegen Kerber will sie nun vor allem eines: „Jede Minute genießen.“