Deutsches Quartett bei French Open in Runde zwei

Paris (dpa) - Ein deutsches Quartett um Angelique Kerber hat die Auftakthürden bei den French Open genommen. Nach der neuen deutschen Nummer eins zogen auch Cedrik-Marcel Stebe und Dinah Pfizenmaier sowie Oldie Michael Berrer in die zweite Runde des zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres ein.

Bundestrainerin Barbara Rittner war voll des Lobes nach Kerbers souveränem 6:3, 6:4-Sieg gegen die chinesische Qualifikantin Zhang Shuai: „Sehr solides Match. Immer wenn es wichtig war, war Angie hellwach und aggressiv“, sagte Rittner über die US-Open-Halbfinalistin von 2011. Der deutschen Meisterin Dinah Pfizenmaier fiel Rittner nach deren 3:6, 6:4, 6:3-Erfolg gegen die Französin Caroline Garcia sogar jubelnd in die Arme. „Sie kann stolz auf sich sein!“, sagte sie über die 20-jährige Bochumerin, die sich überhaupt erstmals für ein Grand-Slam-Hauptfeld qualifiziert hatte.

Stebe profitierte bei einer 6:3, 2:0-Führung von der Aufgabe seines brasilianischen Gegners Joao Souza. „Das war überraschend, ich wusste nicht, wie mir geschieht“, sagte der 21-Jährige aus Vaihingen/Enz nach seinem ersten Zweitrundeneinzug bei einer Grand-Slam-Veranstaltung. Zur Atmosphäre meinte er nach seiner Premiere in Roland Garros: „Die Franzosen sind tennisverrückt, und das ist eine gute Sache.“ Der 31-jährige Berrer bezwang dank einer Aufholjagd den Österreicher Jürgen Melzer mit 6:7 (5:7), 4:6, 6:2, 6:2, 6:3. „Das ist cool - so auf meine alten Tage nochmal“, sagte der Stuttgarter nach dem Marathonmatch über 3:42 Stunden.

Kerber blies nach ihrem Auftaktsieg erleichtert die Backen auf. „Die erste Runde ist nie einfach beim Grand Slam“, sagte die 24 Jahre alte Senkrechtstarterin der Saison. Im Vorjahr war die Weltranglisten-Zehnte bei dem wichtigsten Sandplatzturnier der Welt noch im ersten Match gescheitert - und hatte damals die Talsohle ihrer Karriere erreicht. „Letztes Jahr um diese Zeit kannte mich hier noch keiner.“ Zu den gestiegenen Erwartungen meinte sie: „Wenn man in der zweiten Woche sein möchte, muss man hier jede Spielerin schlagen können. Es ist Druck, aber das macht einen auch stolz.“

Von Anfangsnervosität war bei der mit neuem Selbstbewusstsein ausgestatteten Top-Ten-Spielerin nichts zu spüren. Die Norddeutsche legte bei 27 Grad Hitze auf dem drittgrößten Platz „Court 1“ gleich einen 3:0-Blitzstart hin - den Vorsprung ließ sich die zweifache Turniersiegerin dieses Jahres in Satz eins nicht mehr nehmen. Ein ums andere Mal punktete die Linkshänderin mit ihren schnellen und klug platzierten Grundschlägen. Im zweiten Durchgang zeigte Kerber Nervenstärke und verwandelte nach 91 Minuten Matchball Nummer fünf.

Mit der Zweitrunden-Teilnahme am Bois de Boulogne hat Kerber bereits ihr bestes Ergebnis aus dem Jahr 2010 eingestellt - aber diesmal soll längst nicht Schluss sein. Erst im Achtelfinale würde nach normalem Verlauf in der Französin Marion Bartoli der erste richtige Prüfstein auf sie warten. Danach könnte es die Kielerin mit polnischen Wurzeln mit der befreundeten Weltranglisten-Dritten Agnieszka Radwanska aus Polen zu tun bekommen.

Neben Kerber sind aus der derzeit aufstrebenden deutschen Damen-Riege in der französischen Hauptstadt die Berlinerin Sabine Lisicki (12), Julia Görges (25) aus Bad Oldesloe und die Neumünsteranerin Mona Barthel (30) gesetzt. Insgesamt 15 deutsche Tennisprofis (zehn Herren, fünf Damen) sind im Hauptfeld des mit 17,226 Millionen Euro dotierten Turniers an der Seine dabei.