Djokovic gegen Murray - das neue Duell im Tennis

Melbourne (dpa) - Am Samstag zelebrierten die Australier ihren Nationalfeiertag mit Flugzeug-Shows und Feuerwerk, an diesem Sonntag folgt in der Rod Laver Arena das erste große Tennis-Fest der Saison: Novak Djokovic gegen Andy Murray.

Das ist nicht nur das Finale bei den diesjährigen Australian Open, sondern auch die neue große Rivalität im Herren-Tennis. Die beiden 25-Jährigen sind es, die die Szenerie inzwischen bestimmen. Jahrelang schaute alles nur auf die Duelle zwischen Roger Federer und Rafael Nadal, nun scheinen Djokovic und Murray den beiden Protagonisten der jüngsten Vergangenheit den Rang abzulaufen.

„Es ist Murray gegen Djokovic“, titelte die australische Tageszeitung „The Age“ in großen Buchstaben - und brachte damit die Kräfteverhältnisse auf den Punkt. Während Nadal seit mehr als einem halben Jahr kein Match bestritten hat und abzuwarten ist, in welcher Verfassung der elfmalige Grand-Slam-Champion Anfang Februar nach seiner Knieverletzung beim Turnier im chilenischen Viña del Mar zurückkehrt, droht die Zeit des 31-jährigen Federer langsam abzulaufen.

Sicher, der Rekord-Grand-Slam-Sieger spielt immer noch auf höchstem Niveau und begeisterte die Fans auch in Melbourne wieder bei seinen Siegen gegen Bernard Tomic, Milos Raonic und Jo-Wilfried Tsonga. Aber wenn es bei den Major-Turnieren in die entscheidende Phase geht, muss der Schweizer immer häufiger bittere Niederlagen hinnehmen.

Bei den vergangenen acht Grand Slams stand Federer nur zweimal im Endspiel - 2012 gewann er in Wimbledon, 2011 verlor er das Finale von Paris. Ansonsten war immer spätestens im Halbfinale Schluss. Eine Bilanz, die vor Jahren undenkbar gewesen wäre.

In Melbourne war es am Freitagabend Murray, der zu stark war. Zwar ging das hochklassige Vorschlussrunden-Duell über fünf Sätze, aber in den vier Stunden Spielzeit hatte man eigentlich immer das Gefühl, dass Murray der bessere Spieler war. Der Olympiasieger hat im vergangenen Jahr eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht, ist unter der Regie von Ivan Lendl zu einem Winner-Typen geworden.

Drei schmerzhafte Finalniederlagen bei Grand-Slam-Turnieren - zwei davon in Melbourne (2010, 2011) - musste Murray verdauen, ehe er bei den US Open 2012 endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel einfuhr. Finalgegner damals: Novak Djokovic. „Wir haben uns in dem Spiel ans Limit getrieben. Physisch, mental und emotional. Darum haben wir im Moment eine ganz besondere Rivalität“, sagte Djokovic am Samstag im Rückblick auf die Fünf-Satz-Niederlage gegen seinen nur eine Woche älteren Freund.

Djokovic und Murray kennen sich seit klein auf. Bereits als Zehn- und Elfjährige spielten sie im Jugendbereich gegeneinander. „Ich denke, dass macht unsere Duelle zu etwas ganz Besonderem“, meinte der Serbe. „Es ist schön, dass jemand, mit dem du aufgewachsen bist, es so gut macht“, sagte der Weltranglisten-Erste.

Mit einem kleinen Koala zu Ehren des Australia Days an der Trainingsjacke wirkte der Titelverteidiger relaxed und bereit für große Taten. Er will Down Under den dritten Sieg in Serie, was vor ihm noch keinem Spieler gelungen ist. Dafür wird die Freundschaft zwischen ihm und Murray an diesem Sonntag (9.30 Uhr/Eurosport) für eine Weile ruhen. „Es wir schmerzhaft“, sagte der Brite angesichts der stets intensiven Begegnungen zwischen ihm und Djokovic. „Aber ich bin bereit für diese Schmerzen.“