Djokovic gegen Nadal - Duell der Gegenwart und Zukunft
London (dpa) - Am Ende einer Tennis-Saison der Extraklasse prasselte der Konfettiregen auf Novak Djokovic herab. Stolz stemmte der Serbe den WM-Pokal in die Höhe, während Rafael Nadal in der Londoner o2 World ausnahmsweise einmal im Hintergrund stand.
Im 39. Duell der beiden Ausnahmesportler hatte sich Djokovic zum 17. Mal durchgesetzt und mit einem klaren 6:3, 6:4 seinen Titel beim Jahresabschluss der besten acht Profis verteidigt. Djokovic gegen Nadal, das war das prägende Duell 2013 - und es wird die stilbildende Auseinandersetzung in 2014 sein. Darin sind sich alle Experten einig.
„Wir treiben uns gegenseitig ans Limit“, beschrieb Djokovic das Besondere an seinem Verhältnis zu Nadal. „Wir machen uns beide zu besseren Spielern, lassen uns hart an unserem eigenen Spiel arbeiten“, schwärmte der 26-Jährige nach seinem Triumph, durch den er die Grenze von zehn Millionen Dollar Preisgeld in diesem Jahr durchbrach. „Wir befinden uns in einem besonderen Moment der Tennis-Geschichte“, pflichtete Nadal seinem Rivalen bei. „Ich will nicht sagen, dass es ein besserer Moment ist als andere, aber es ist auf jeden Fall ein ganz spezieller.“
In der Tat dominieren Djokovic und Nadal die Filzball-Szene auf eine Art und Weise, wie es selbst zu Zeiten der epischen Duelle zwischen John McEnroe und Björn Borg oder Pete Sampras und Andre Agassi nicht der Fall war. Drei von vier Grand-Slam-Titeln holten sich die Beiden 2013. Nadal siegte in Paris und New York, Djokovic triumphierte in Melbourne. Nur in Wimbledon brach Andy Murray in die Phalanx der zwei Alleinherrscher ein.
Doch Murray plagen seit Wochen Rückenbeschwerden, Rekord-Grand-Slam-Champion Roger Federer erreicht das hohe Niveau der beiden Superstars nur noch selten. Und der Spanier David Ferrer besticht als momentane Nummer drei der Welt zwar durch beeindruckende Konstanz, auf einen großen Titel wartet Ferrer aber immer noch.
Bleiben Djokovic und Nadal, die sich allein in dieser Saison viermal in Endspielen gegenüberstanden. Dreimal gewann der Serbe, einmal das Kraftpaket von der Ferieninsel Mallorca. Doch diese eine Niederlage im Finale der US Open war es, die Djokovic zum Ende des Jahres noch einmal richtig antrieb. „Nach dem US-Open-Finale musste ich mich ein bisschen zurücknehmen, analysieren und schauen, was ich falsch gemacht hatte, vor allem in den Spielen gegen ihn“, erzählte der Serbe in London.
Zu welchem Schluss Djokovic auch gekommen sein mag, es war auf jeden Fall der richtige. Denn seit der Endspielniederlage in Flushing Meadows hat der Davis-Cup-Champion von 2010 kein Spiel mehr verloren. 22 Mal nacheinander verließ Djokovic seitdem den Platz als Sieger, gewann die Turniere in Peking, Shanghai, Paris und nun in London. Zweimal bezwang er in dieser Zeit auch Nadal.
Doch wer ist nun die wahre Nummer eins? In der letzten Rangliste des Jahres spuckte der Computer am Dienstag Nadal als Spitzenreiter aus. „Rafa steht zurecht da oben. Er hat zwei Grand Slams gewonnen, die meisten Titel geholt und hatte die beste Saison von allen“, sagte Djokovic über das beeindruckende Comeback von Nadal. Seit seiner Rückkehr auf die Tour im Februar hat der Spanier 75 Partien gewonnen und zehn Turniersiege gefeiert. Zum Ende des Jahres wirkte Nadal aber etwas müde, während Djokovic aufdrehte. Im kommenden Jahr geht das Duell auf jeden Fall weiter. Ausgang offen.