DTB-Damen beschwören nach Fed-Cup-Lehrstunde die Zukunft
Prag (dpa) - Nach der Fed-Cup-Lehrstunde unterhielt sich Bundestrainerin Barbara Rittner beim abendlichen Teamdinner in der noblen Prager Philharmonie noch lange mit dem tschechischen Teamchef Petr Pala.
„Er hat mir gesagt, dass er nicht glaubt, dass das unser letztes Finale gegen sie gewesen ist“, berichtete Rittner von dem Gespräch. Drei Finals hat ihr Kollege mit seiner Auswahl um die dominante Wimbledonsiegerin Petra Kvitova seit 2011 bestritten und dreimal die Trophäe im prestigeträchtigen Teamwettbewerb im Damen-Tennis gewonnen. Eine Erfahrung, die der Fed-Cup-Champion 2014 dem deutschen Team mit den Final-Debütantinnen Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld voraus hatte.
Zwar wurde am späten Sonntagnachmittag in den Katakomben der O2-Arena nach der 1:3-Niederlage die fehlende Erfahrung ein wenig zu oft als Grund für das Scheitern angeführt. Immerhin standen auch die deutschen Damen schon bei Grand-Slam-Turnieren im Viertel- oder Halbfinale und haben auch Kerber und Petkovic schon im Fed Cup nervenaufreibende Duelle bestritten und bestanden.
Was sich jedoch am Eröffnungstag vor den 13 000 lärmenden Zuschauern in der Mehrzweckhalle im Osten der tschechischen Hauptstadt abspielte, lässt sich mit keinem Lehrbuch der Welt vermeiden. Dass Petkovic auf dem superschnellen Hartplatz gegen Kvitova verlieren würde, war abzusehen. Dass aber Kerber gegen Lucie Safarova in beiden Sätzen eine 4:2-Führung verspielt, war der Anfang vom Ende der deutschen Hoffnungen auf den ersten Titel im Fed Cup seit 22 Jahren.
„Wir haben wie befürchtet Lehrgeld bezahlt. Aber ganz wichtig ist, dass wir hier Erfahrungen gesammelt haben, die man sich nicht erkaufen kann, die man fühlen und erleben muss“, sagte Rittner und betonte: „Ich glaube, dass uns das für die Zukunft helfen kann.“
Der 0:2-Rückstand nach den ersten beiden Einzeln war letzten Endes eine zu große Bürde für das deutsche Team. Kerbers fast dreistündiger Weltklasse-Auftritt jedoch lässt sich trotz der 6:7 (5:7), 6:4, 4:6-Niederlage gegen Kvitova als Mutmacher für die Zukunft interpretieren. „Wenn Angelique Kerber dieses Match gewonnen hätte, hätte sich das ganze Finale noch drehen können“, gab auch Pala zu.
So aber steht Rittner nach einer Urlaubspause in Köln für die neue Saison vor mehreren Herausforderungen: Die 41-Jährige muss in ihrem zehnten Jahr als Teamchefin an der mentalen Stärke ihrer Führungskräfte arbeiten. Sie muss es schaffen, eine hoffentlich sportlich konstantere Lisicki so in das Team zu integrieren, dass die Berlinerin auch für das Einzel wieder eine echte Alternative ist.
Die vorher nicht unumstrittene Wimbledon-Finalistin des vergangenen Jahres fügte sich klaglos in das Team ein, das nach der bitteren Erfahrung der Gegenwart die Zukunft beschwor. „Wir haben viel aus dem Wochenende gelernt. Wir werden das Ding irgendwann holen“, sagte Kerber. 2015 steht Anfang Februar das Heimspiel in Stuttgart gegen Australien an - den Gegner, den man in diesem Jahr im Halbfinale bezwungen hatte. Anschließend ginge es gegen Polen oder Russland.
Und dann haben Rittner und ihr Team ganz bestimmt für den 14. und 15. November keine Urlaubspläne eingereicht. Wenn alles perfekt läuft für die deutschen Damen, könnte es im Fed-Cup-Endspiel zu einer Revanche kommen: gegen Tschechien, aber dann vor eigenem Publikum.