Ende der Dominanz: Djokovic macht erstmal Pause
Paris (dpa) - Nun ist es passiert: Die Siegesserie von Novak Djokovic ist gerissen. Gegen einen Roger Federer in Gala-Form war selbst der Super-Serbe machtlos. Der 24-Jährige wird jetzt erst einmal eine Pause einlegen.
Es bedurfte schon eines Spiels, das in die Tennis-Geschichte eingehen wird, um die Siegesserie von Novak Djokovic zu beenden. 41 Mal hatte der Super-Serbe in diesem Jahr den Platz betreten, 41 Mal hatte er ihn als Gewinner verlassen - doch dann kam ein Roger Federer in Weltklasseform und stoppte Djokovic im Halbfinale der French Open. „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man ein Spiel verliert, aber Roger hat heute einfach unglaublich gespielt“, sagte Djokovic nach einer der besten Tennispartien der vergangenen Jahre, die seinen Traum vom Startrekord beendete.
Die 42 Siege des Amerikaners John McEnroe zu Beginn des Jahres 1984 bleiben unerreicht. Auch der Argentinier Guillermo Vilas, der von Juli bis September 1977 sogar 46 Mal in Serie gewonnen hatte, durfte aufatmen. Djokovic kommt jahresübergreifend nur auf 43 Siege.
Einen kleinen Trost gab es für ihn kurz vor Mitternacht dann doch noch. Die ATP korrigierte ihre bisherigen Angaben, wonach der 24-Jährige nur dann Rafael Nadal vom Tennis-Thron stößt, wenn er in Paris das Finale erreicht. Jetzt teilte die Spielerorganisation mit, dass der Australian-Open-Champion auch die Nummer eins der Welt wird, wenn Nadal am Sonntag im Endspiel gegen Federer verliert. Ein Szenario, dass nach Federers unglaublicher Leistung vom Freitag nicht ausgeschlossen ist.
Djokovic wird nach der ersten Niederlage seit dem 27. November 2010 (auch damals beim ATP-Tour-Finale in London gegen Federer) erst einmal eine kleine Pause einlegen. Seine Teilnahme am Rasen-Turnier in Queens in der kommenden Woche sagte der Davis-Cup-Sieger ab. Wohl erst in Wimbledon wird er wieder zum Schläger greifen und einen neuen Anlauf für eine Siegesserie nehmen.
„Ich habe ihm am Netz gesagt, dass er Unglaubliches geleistet hat und dass es eine Ehre war, heute gegen ihn zu spielen“, sagte Federer. Der Schweizer zeigte „das wohl beste Sandplatzspiel“ seiner Karriere und freute sich danach diebisch auf das Duell mit Nadal im Finale. „Rafael ist seit vielen Jahren mein Rivale. Das wird wieder ein großer Spaß“, sagte der 16-fache Grand-Slam-Turnier-Sieger. Die Zuschauer können sich auf einen weiteren Tennis-Leckerbissen freuen.
Am späten Freitagabend hielt es die Fans auf dem Court Philippe Chatrier nicht mehr auf ihren Sitzen. In der altehrwürdigen Arena herrschte fast schon Fußball-Atmosphäre, so laut ging es zu. Die Sympathien lagen klar aufseiten Federers, der angesichts der famosen Erfolgsstory von Djokovic dieses Mal als Underdog auf den Platz ging, in Paris aber sowieso verehrt wird, wie kein anderer.
Djokovic zeigte auf der roten Asche phasenweise wieder Schläge, die von einer anderen Welt zu stammen schienen. Doch dieses Mal fand er in einem noch besseren Spieler seinen Meister. „Es waren die fünf besten Monate meines Lebens, eine unglaubliche Phase“, blickte der Serbe zurück.
Ob er erleichtert sei, dass der Druck auf seinen Schultern nun ein wenig geringer werde, wurde er gefragt. „Nein, das nicht, dafür gewinne ich zu gerne“, sagte Djokovic. Doch eines ist sicher: Auch wenn er das Halbfinale von Paris verlor, das Gefühl des Sieges wird der Serbe in Zukunft noch des öfteren erleben. „Er ist ein fantastischer Spieler und kann noch viel gewinnen“, lobte Federer.