Erstmals als Mutter in Wimbledon: Marias zweites Leben
London (dpa) - Für ihre Comeback-Pläne hatte Tatjana Maria die wohl prominentesten Unterstützerinnen, die man sich im Damen-Tennis vorstellen kann.
Als die mittlerweile 27-Jährige nach der Geburt ihrer Tochter Charlotte wieder anfing zu trainieren, ermutigten Serena und Venus Williams die junge Mama auf dem Weg zurück. Nun hat es die frühere deutsche Fed-Cup-Spielerin, lange Jahre unter ihrem Mädchennamen Malek auf der WTA-Tour unterwegs, zum ersten Mal seit 2009 wieder in die zweite Runde von Wimbledon geschafft.
„Ich freue mich natürlich riesig darüber. Es fühlt sich einfach toll an, hier wieder in der zweiten Runde zu stehen“, sagte Maria am Mittwochnachmittag, als sie gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter, ihrem Mann und der Cousine als Babysitterin auf die Anlage kam.
Weil ihre Gegnerin am Donnerstag nicht wie erwartet Eugenie Bouchard heißt, könnte es im zweiten (Tennis)leben der Tatjana Maria endlich mit dem ersten Einzug in die dritte Runde bei einem Grand-Slam-Turnier klappen. Gegen die chinesische Qualifikantin Duan Ying Ying jedenfalls gilt die Bad Saulgauerin als Favoritin. „Da ist alles drin. Gegen die Auslosung kann man nichts sagen. Aber natürlich ist es auch gefährlich, weil sie jetzt durch die Spiele in der Qualifikation schon mehr Matchpraxis hat“, betonte Maria.
Als sie vor zwei Jahren zum bislang letzten Mal auf den berühmten Rasenplätzen im Südwesten Londons aufschlug, verlor sie in der ersten Runde gegen Hsieh Su-Wei aus Taiwan mit 1:6, 0:6. Damals war sie bereits im vierten Monat schwanger, im Dezember kam ihre Tochter zur Welt - und im April 2014 feierte sie bei einem kleinen Turnier in Bogotá ihr Comeback. Es war genau genommen ihr zweites Comeback.
Denn vor sieben Jahren kämpfte Tatjana Maria, damals noch Malek, nach einer Lungenembolie um ihr Leben. Wenig später starb ihr Vater Heinrich, ein früherer polnischer Handball-Nationalspieler, an Krebs. „Es war eine dunkle, schreckliche Zeit. Es hat lange gebraucht, das alles zu überwinden“, sagte Maria jüngst der „Schwäbischen Zeitung“.
Nun ist sie zurück. Als reisendes Familienunternehmen mit ihrem Mann Charles Edouard Maria, der auch ihr Trainer ist, der kleinen Charlotte und wahlweise ihrer Mutter, den Schwiegereltern oder einer Nanny. Das harte Training mit ihrem Mann zahlte sich auch bei ihrem Erstrunden-Erfolg gegen die Serbin Bojana Jovanovski aus. Konditionell topfit und am Ende nervenstark machte sie mit dem neunten Matchball den 7:6 (7:2), 7:5-Erfolg perfekt.
Auch in ihrem neuen Zuhause in Palm Beach in Florida hat Maria nicht die schlechtesten Übungspartnerinnen. Die Williams-Schwestern wohnen direkt nebenan, und vor allem mit Venus stand Maria regelmäßig auf dem hauseigenen Tennisplatz. Familie Maria und Familie Williams sind mittlerweile richtig gut befreundet. Nach der Geburt von Charlotte organisierten sie eine Welcome-Party.
In der Weltrangliste hat sich die junge Mama, die einst mit Angelique Kerber und Andrea Petkovic den Kern des deutschen Fed-Cup-Teams bildete, mittlerweile bis auf Platz 78 zurückgekämpft. In dieser Saison hat sie sich die Top 50 zum Ziel gesetzt. Tatjana Maria weiß aber auch: „Im Leben gibt es Schlimmeres als ein verlorenes Spiel.“