Fed Cup als Therapie für Petkovic und Co.
Stuttgart (dpa) - Der Unterschied war nicht zu übersehen. Wer Andrea Petkovic und Angelique Kerber in der Fed-Cup-Woche beobachtete, dem wurde deutlich vor Augen geführt, worauf es im Profisport am meisten ankommt, um erfolgreich zu sein - ohne Selbstvertrauen geht fast nichts.
Als sich die deutschen Tennis-Damen am vergangenen Sonntag in Stuttgart trafen, war die Stimmung im Team etwas gedrückt. Der schwache Saisonstart in Australien hatte Zweifel hinterlassen, auch wenn alle Spielerinnen und Bundestrainerin Barbara Rittner immer wieder betonten, dass es keine Krise gebe. Trotzdem wirkten Petkovic und Co. angespannt, war ihnen der Druck deutlich anzumerken.
Nur eine Woche später hatte sich die Stimmung komplett gedreht. Nachdem sie gegen Jarmila Gajdosova den entscheidenden dritten Punkt geholt hatte, erschien Petkovic am Sonntag summend und beschwingt zur Presserunde. Schon zuvor hatte sie die Zuschauer in der Porsche-Arena mit ihren (im Erfolgsfall) gewohnt lockeren Sprüchen bestens unterhalten. „Vier Stunden Training - und ein Waldlauf“, antwortete sie scherzend auf die Frage, wie sie den Montag nach ihren beiden Marathonmatches gegen Australien verbringen würde.
In Wirklichkeit stand Pflege auf dem Programm, doch im Gegensatz zu der Zeit vor dem Fed-Cup-Duell war diese nun nur noch für den Körper notwendig, nicht mehr für die Seele. „Der Sieg war vielleicht wichtiger als das Finale im vergangenen Jahr“, sagte Petkovic.
Die 27-Jährige hatte bis zum Wochenende noch kein einziges Spiel in diesem Jahr gewonnen. Für Petkovic, oft in ihren eigenen Gedanken und Zweifeln gefangen, ist so etwas ein Horrorszenario. Weshalb sie eine Niederlage im prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerb noch weiter nach unten gezogen hätte.
So aber wirkte der Fed Cup für Petkovic und auch für Kerber wie eine Therapie. Während Petkovic sich bereits am Samstag in ihrem Drei-Stunden-Thriller gegen Samantha Stosur aus dem Tal gekämpft hatte, musste Kerber noch einen Tag länger leiden. Die Niederlage im Auftakteinzel gegen Gajdosova hatte die deutsche Nummer eins bis ins Mark getroffen. Doch nach dem Erfolg gegen Stosur wirkte auch die Kielerin wie befreit. In ihrem Sieger-Interview auf dem Centre Court überschlugen sich ihre Wort fast. „Ich bin so stolz auf mich, dass ich das geschafft habe“, sagte die Nummer zehn der Welt.
Zusammen mit Petkovic machte sie sich noch am Sonntagabend auf den Weg nach Antwerpen, wo es in dieser Woche auf der WTA-Tour weitergeht. Bei der von der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Kim Clijsters organisierten Veranstaltung könnten die beiden deutschen Topspielerinnen den Strapazen des Fed Cups noch Tribut zollen. Doch danach werden sich die Erfolge auszahlen, da waren sich alle einig. „Das wird uns allen einen Schub geben“, sagte Petkovic, ehe sie tänzelnd verschwand. Der Stimmungsumschwung war nicht zu übersehen.