Fed-Cup-Chefin Rittner hält an Petkovic fest
Berlin (dpa) - Drei Wochen vor dem Fed-Cup-Finale hat Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner der körperlich und emotional angeschlagenen Andrea Petkovic eine Garantie für einen Platz im Team gegeben.
Damit hält sie den Konkurrenzkampf um die noch offenen Plätze weiter aufrecht. Die DTB-Damen kämpfen am 8. und 9. November in Prag gegen Tschechien um den ersten deutschen Sieg seit 1992. „Angie und Petko bleiben für mich gesetzt“, sagte die Teamchefin der Nachrichtenagentur dpa. Die 27 Jahre alte Petkovic war nach ihrem Erstrunden-Aus beim WTA-Turnier in Luxemburg jüngst in Tränen ausgebrochen und hatte von gesundheitlichen und privaten Problemen gesprochen.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass sie jetzt Ruhe braucht. Bis zum Finale wird sie körperlich und mental wieder bei hundert Prozent sein. Das Team und die Stimmung werden das schon hinkriegen“, sagte Rittner über die Darmstädterin. In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ ergänzte die Bundestrainerin: „Man sollte diesen emotionalen Ausbruch nicht überbewerten. Er ist zum größten Teil auf Erschöpfung und Müdigkeit zurückzuführen.“
Auch die deutsche Nummer eins Angelique Kerber und Petkovics Vater vertrauen Petkovic. „Ich kenne Andrea, wir sind eng befreundet, und ich bin mir sicher, sie bekommt diese Krise gemeistert“, sagte die Weltranglistenzehnte aus Kiel in einem Interview bei www.ran.de und www.tennis.de. „Wir lieben es, Fed Cup zu spielen und haben auch auf der WTA-Tour immer super Wochen zusammen. Wir kennen uns schon so lange, und deswegen bin ich mir sicher, dass das in drei Wochen schon wieder ganz anders aussehen wird“, sagte Kerber. Petkovics Vater Zoran sagte der „Bild“-Zeitung: „Sie hat Probleme mit dem Handgelenk, fühlt sich nicht fit. Privat ist nichts Schlimmes.“
Dennoch steckt Rittner, die derzeit einen Lehrgang für zehn Nachwuchsspielerinnen in Stuttgart leitet, im Nominierungs-Dilemma. Natürlich stärkt sie Petkovic den Rücken - auch weil sie um die Bedeutung der eloquenten und öffentlichkeitsliebenden Hessin weiß. „Petko ist wichtig für uns. Sie ist das Bindeglied zwischen mir und dem Team. Sie ist die Extrovertierte, die andere mitreißt.“ Sollte die Weltranglisten-16. jedoch von sich aus verzichten oder erkennbar außer Form bleiben, wäre Rittner zu einer Alternativlösung gezwungen.
Für das Einzel kommt eigentlich nur Sabine Lisicki infrage. Die letztjährige Wimbledon-Finalistin schwächelte jüngst zwar auch und schied in Luxemburg im Achtelfinale gegen die Tschechin Denisa Allertova nach einer schwachen Vorstellung aus. Dennoch schreibt Rittner die Berlinerin nicht ab. „In den letzten Turnieren, speziell auf der Asien-Tour, hat sie gut gespielt und Lucie Safarova besiegt, Tschechiens Nummer zwei. Sie ist, wenn sie gut drauf ist, im Einzel und Doppel immer für einen Punkt gut“, sagte sie der „SZ“.
Bei einer Nominierung Lisickis müsste Rittner allerdings entweder auf Julia Görges oder Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld verzichten. Zudem könnte die extrovertierte Berlinerin mit ihrer polarisierenden Art die vielbeschworene Harmonie im Team gefährden.
Auf die Frage nach ihren Planungen für die kommenden Tage antwortete Lisicki: „Das kommt darauf an, was Barbara mir sagen wird.“ Zehn Tage vor dem Duell in der Prager O2-Arena wird die Bundestrainerin im Porsche-Museum in Stuttgart ihr Aufgebot offiziell bekanntgeben. „Fünf Spielerinnen kämpfen um vier Plätze“, betonte Rittner am Donnerstag erneut. „Ich nominiere am 29. Oktober. Dabei bleibt's.“