Federer eilt nach Paris-Pleite zum geliebten Grün

Paris (dpa) - Mit der Erinnerung an den Beginn seiner einmaligen Tennis-Reise tröstete sich Roger Federer beim Abschied aus Paris.

Keine halbe Stunde nach dem krachenden French-Open-Aus dachte der Schweizer lieber an die bevorstehende Rasentennis-Saison und seinen Start im westfälischen Halle in der kommenden Woche. Dort hatte er mit einem Sieg den Grundstein zu seinem ersten Wimbledon-Triumph gelegt.

„Ich freue mich sehr auf Halle, das ist sehr speziell für mich“, sagte Federer, machte nach der Viertelfinal-Pleite gegen Lokalmatador Jo-Wilfried Tsonga allerdings nicht gerade eine gute Miene zum bösen Spiel. Sie könnte sich wieder aufhellen, sollte dem langjährigen Tennis-Patron das Gleiche gelingen wie 2003. „Es ist zehn Jahre her, dass ich Halle und Wimbledon gewinnen konnte. Ich hoffe, dass ich wieder so eine gute Rasensaison spielen kann“, sagte der 31-jährige Rekordmann und erinnerte an seinen ersten von mittlerweile 17 Grand-Slam-Titeln.

Vor einem Jahr holte sich der Baseler seine siebte Wimbledon-Trophäe, kehrte noch einmal auf Platz eins der Weltrangliste zurück und strafte all jene Lügen, die ihn langsam auf das Altenteil schieben wollten. 2012 waren Federer allerdings auch schon vier Turniersiege gelungen, bevor er nach dem Halbfinal-Aus in Paris in die kurze Rasensaison startete. In diesem Jahr ist er noch ohne Titel, beim Finale in Rom führte ihn sein langjähriger Rivale Rafael Nadal auf Sand noch mehr vor als Tsonga bei der 5:7, 3:6, 3:6-Niederlage am Dienstag.

Die französische Presse feierte den Weltranglisten-Achten und Australian-Open-Finalisten von 2008. „Ein Traum ist geboren“, jubelte die Sportzeitung „L'Equipe“ 30 Jahre nach dem bislang letzten Heimsieg durch Yannick Noah. Die Tageszeitung „Le Figaro“ befand: „Tsonga stärker denn je.“

Umgekehrt fiel das Echo in der Schweiz aus. „Ein demütigender Rausschmiss“, titelte die „Neue Luzerner Zeitung“. „Federer droht ein ganz normaler Topspieler zu werden. Leistungsmäßig spielt er 2013 bis jetzt nicht wie ein Mann aus den Top Five“, stellte die „Neue Zürcher Zeitung“ unter Hinweis auf die Faktenlage fest - trotz des weiter ausgebauten Rekordes von nun 36 Grand-Slam-Viertelfinals in Serie und des 900. Profisieges beim mühsamen Achtelfinal-Erfolg über den Franzosen Gilles Simon.

Federer räumte die „heftige Niederlage“ ein, wischte zugleich Fragen über eine mangelnde Vorbereitung wegen einer siebenwöchigen Turnierpause beiseite und blickte lieber auf kommende Woche. „Ich habe keine andere Wahl als weiterzumachen. Das geht leichter, wenn man den Belag wechselt. Ich freue mich auf Halle, da macht es mir wirklich Spaß, zu spielen“, sagte Federer. Der einstige Dominator hat sich gerade auch für Wimbledon viel vorgenommen und setzt sich selbst unter Druck. Mit der Niederlage in Roland Garros werde er schon fertig, versicherte der Paris-Champion von 2009: „Ich bin ein großer Junge und kein Baby mehr.“