Tennis-ATP-Turnier Federer erreicht problemlos Halbfinale von Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Nach seinem Halbfinal-Einzug in Stuttgart fehlt Tennis-Star Roger Federer nur noch ein Sieg zum erneuten Sprung an die Spitze der Weltrangliste.
So wird das Duell mit dem australischen Tennis-Paradiesvogel Nick Kyrgios am Samstag für den Schweizer bereits zu einem „kleinen Finale“, wie er es selbst beschrieb. „Die Chance ist natürlich groß. Das ist speziell“, sagte Federer, nachdem er mit dem 6:4, 6:4 seine Pflichtaufgabe auf Rasen gegen den Argentinier Guido Pella erledigt hatte.
Gewinnt der 20-fache Grand-Slam-Sieger sein drittes Spiel nach seiner Wettkampfpause, klettert er zurück auf den Platz ganz oben, den er im Februar erstmals seit gut fünf Jahren wieder erklommen hatte. „Ich denke, es wird mir sicherlich einfacher fallen hier in Stuttgart als noch in Rotterdam“, erklärte der 36-Jährige. „Weil es schon mal passiert ist in diesem Jahr, bin ich ein bisschen ruhiger.“
Mit einem Halbfinalerfolg über Kyrgios würde Federer seinen eigenen Rekord als älteste Nummer eins der Profigeschichte toppen. Und seinen spanischen Langzeitrivalen Rafael Nadal, nach dem elften French-Open-Titel mit nur 100 Punkten vorn, wieder verdrängen.
Der Weltranglisten-24. Kyrgios setzte sich im Viertelfinale mit 6:4, 3:6, 6:3 gegen den spanischen Vorjahresfinalisten Feliciano Lopez durch. Im anderen Halbfinale spielen Titelverteidiger Lucas Pouille aus Frankreich und Milos Raonic aus Kanada gegeneinander. Von den sieben deutschen Teilnehmern hatte keiner das Viertelfinale erreicht.
Dem 23 Jahre alten Kyrgios stand Federer bislang zweimal auf der ATP-Tour gegenüber: Einmal hat er verloren, einmal gewonnen. Jeder Satz zwischen den beiden war denkbar knapp, alle sechs Sätze gingen in den Tiebreak. „Es wird aufregend. Es wird Spaß machen. Ich freue mich darauf“, sagte der Australier, der zuletzt wegen einer Ellbogenverletzung pausierte. Kyrgios ist für sein außergewöhnliches Händchen, aber auch für Mätzchen auf dem Tennisplatz bekannt, für die er schon mit Geldstrafen belegt wurde und die im Achtelfinale auch der Nürnberger Maximilian Marterer zu spüren bekam. „Ich versuche einfach mein Bestes zu geben. Wenn es klappt, wäre es natürlich schön. Wenn nicht, bricht auch keine Welt zusammen“, sagte Federer.
Der zweimalige Zwillingsvater hatte sich mehr als zwei Monate von der Tennis-Tour zurückgezogen. Priorität gegenüber der Sandplatz-Saison hat für ihn der neunte Wimbledon-Titel im Juli, auf den er sich in Stuttgart einstimmen will. Auch gegen den Argentinier Pella war Federer die fehlende Spielpraxis anzumerken. Im Gegensatz zu seinem Auftaktspiel gegen den Hamburger Mischa Zverev geriet er aber nur in der Schlussphase ein wenig in Gefahr.
„Ganz im Turnier drin bist du vielleicht noch nicht. Aber ich kann ganz zufrieden sein, ich hatte praktisch keine Aussetzer. Es ist schon überraschend für mich, dass es schon wieder so gut geht“, bilanzierte Federer. 17 Titel hat der Baseler auf seinem Lieblingsbelag gefeiert, ein Erfolg beim eher unbedeutendem Turnier in Stuttgart zählt bislang noch nicht dazu.