Federer-Titelserie endet - Finale Djokovic - Nadal
New York (dpa) - Roger Federer lugte finster unter seiner Baseball-Kappe hervor: Der Return des Jahres und ein Netzroller beendeten im Halbfinale der US Open ebenso spektakulär wie unglücklich eine imposante Erfolgsserie.
Erstmals seit 2002 wird der einstige Tennis-Primus eine Saison ohne Grand-Slam-Titel abschließen - obwohl er wie im Vorjahr bei zwei Matchbällen gegen Novak Djokovic schon das siebte Endspiel in New York vor Augen hatte. Dort stehen am Montag aber wie 2010 und zuletzt in Wimbledon der serbische Weltranglisten-Erste und Titelverteidiger Rafael Nadal.
Der Spanier besiegte den Schotten Andy Murray 6:4, 6:2, 3:6, 6:2, Djokovic bezwang Federer mit 6:7 (7:9), 4:6, 6:2, 6:2, 7:5 und forderte die 24 000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium zu einem gemeinsamen Freudentänzchen auf. Beim Stand von 5:3, 40:15 sprach noch alles für den aufschlagenden Federer. Dann prügelte Djokovic einen unerreichbaren Return in gefühlter Lichtgeschwindigkeit übers Netz.
„Man pokert: Wenn er rausgeht, habe ich verloren. Wenn er drin ist, habe ich eine Chance. Ich habe etwas riskiert. So ist das zwischen Topspielern in dieser Phase eines solchen Turniers“, sagte Djokovic. Dann fügte der diesjährige Sieger der Australian Open und von Wimbledon hinzu: „Unter den Umständen war es der größte Sieg im Jahr 2011.“
Für Federer war es eine noch schlimmere Niederlage als das Viertelfinal-Aus von Wimbledon. Dort hatte er eine 2:0-Satzführung gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga noch abgegeben. Doch das wurde noch getoppt vom Déja-vu-Erlebnis von Flushing Meadows, wo er im Vorjahr bei einer 5:4-Führung im fünften Satz zwei Matchbälle gegen den aufschlagenden Djokovic nicht hatte nutzen können. Diesmal servierte der mit der Rekordzahl von 16 Grand-Slam-Titeln dekorierte 30-Jährige sogar selbst zum Sieg.
„Ich hätte hier gewinnen müssen. Ich hatte das Gefühl, dass er mental schon abgeschlossen hatte. Es ist so enttäuschend, gegen so jemand zu verlieren. Er trifft am Ende den Glücksschuss, und draußen bist du“, sagte Federer verbittert. „Ich habe nie so gespielt. Ich glaube daran, dass sich harte Arbeit auszahlt. Deswegen ist es schwer für mich zu verstehen, wie man so einen Ball beim Matchball spielen kann. Aber vielleicht spielt er schon 20 Jahre so.“ Danach dann noch der unglückliche Netzroller, der ins Aus segelte - Federers Worte, die Vergangenheit kümmere ihn nicht mehr, wirkten wenig glaubwürdig.
Djokovic greift nun zum dritten Mal nach seinem ersten US-Open-Titel und könnte als sechster Spieler der Tennis-Historie drei Grand-Slam-Triumphe in einer Saison feiern. 2007 stand Federer im Weg, im vorigen Jahr Nadal, für den es schon das 14. Grand-Slam- Finale ist. Bei den French Open holte er vor drei Monaten seinen zehnten Titel, in Wimbledon entthronte ihn Djokovic, der die letzten fünf Finals gegen Nadal alle gewann.