Kerber trotz Aus „superfroh“ - Graf fieberte mit
New York (dpa) - Angelique Kerber hat das Endspiel bei den US Open der Tennisprofis in New York verpasst. Die Kielerin verlor im Halbfinale 3:6, 6:2, 2:6 gegen Samantha Stosur. Am Fernsehen hatte sogar Steffi Graf die Daumen für Angelique Kerber gedrückt.
Es half nichts - im US-Open-Halbfinale war der sensationelle Siegeszug der Kielerin beendet. In die Enttäuschung über das verpasste Grand-Slam-Finale mischten sich Verwunderung und Stolz über den erfolgreichen Tennis-Trip nach Amerika.
„Ich bin eigentlich superfroh. Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers stehe, hätte ich gesagt: schöner Witz. Es wirkt alles noch nicht real für mich“, sagte die 23-Jährige nach dem 3:6, 6:2, 2:6 am Samstag gegen die Australierin Samantha Stosur.
Die French-Open-Finalistin traf am Sonntagabend im Endspiel auf Serena Williams. Die dreimalige US-Open-Siegerin, nach Verletzungen nur an Nummer 28 gesetzt, zeigte der Weltranglisten-Ersten Caroline Wozniacki beim 6:2, 6:4, was die Top-Position wirklich wert ist. Die Dänin wartet damit weiter auf ihren ersten Grand-Slam-Titel.
Kerber ist am Montag der Sprung von Platz 92 der Weltrangliste auf Rang 34 sicher. „Sie ist auf dem Weg in die Top 20 - da bin ich mir sicher“, erklärte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner - und berichtete, dass sogar Steffi Graf am Fernseher die Daumen gedrückt hatte. „Steffi hat mich angerufen, hat sich gefreut und wieder geguckt“, berichtete die einstige Teamgefährtin der deutschen Tennis-Ikone.
Die Gewinnerin von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln bleibt zwölf Jahre nach ihrem letzten Wimbledon-Endspiel vorerst die letzte deutsche Teilnehmerin in einem Finale der vier wichtigsten Turniere. Sabine Lisicki war vor zwei Monaten in London ebenfalls im Halbfinale ausgeschieden, Andrea Petkovic hatte es 2011 in drei Viertelfinals geschafft - eine tolle Bilanz für die erstarkten deutschen Damen.
Für Kerber war sogar mehr drin. 15 Jahre nach dem bislang letzten Final-Einzug von Steffi Graf in New York kam der Kielerin zunächst die Anfangsnervosität in die Quere, obwohl das Match wegen des langen Samstags-Programms auf den nur 6000 Zuschauer fassenden und mit zunehmender Dauer immer besser besuchten Grandstand abgeschoben worden war. „Die vielen Leute, das Flutlicht - die ersten Spiele war ich überall, aber nicht auf dem Platz“, berichtete Kerber.
Stosur nutzte das sofort und machte später einen cleveren Schachzug. Als Kerber nach dem schnellen 0:3 ins Spiel fand und mit ihrer druckvollen Linkshänder-Vorhand den zweiten Satz dominierte, verließ die French-Open-Finalistin von 2010 den Platz, zog sich um und stellte sich neu ein. „Ich war die ganze Zeit unter Druck. Ich wollte ein paar Sachen ändern und gut in den dritten Satz starten. Das bin ich dann zum Glück“, sagte Stosur.
Kerber leistete sich ein paar leichte Fehler und lag plötzlich 0:5 hinten, ehe sie sich fing. Vier Chancen zum möglichen 3:5 ließ sie aus, nach 1:46 Stunden waren die größten beiden Tennis-Wochen in Kerbers Karriere beendet.
Es sollen nicht die letzten dieser Art gewesen sein. „Es war etwas ganz Neues für mich. Ich habe das die letzten Tage genossen, und mich freut das auch“, sagte Kerber. Künftig will sie für die zweite Woche eines Grand Slams planen und weiter an ihrer Fitness arbeiten. Die positive Grundeinstellung vermittelte in New York ein Mentalcoach.
„Das Wichtigste war für mich: Ich habe die Angie lächeln sehen“, sagte Rittner. „Sie war immer eine gute Tennisspielerin, aber sie hat sich manchmal selbst im Weg gestanden. Heute konnte sie es genießen und hat Spaß gehabt.“
Nach dem denkwürdigen Amerika-Trip mit den Halbfinals in Dallas und Flushing Meadows will Kerber nun erst einmal daheim für ein paar Tage alles verarbeiten. Statt einer fünfwöchigen, stressigen Asien-Reise folgen nur noch drei Turniere - dann endlich der Urlaub und die Vorbereitung auf 2012. „Es war hier nicht der letzte Grand Slam“, sagte Kerber. „Ich denke, das war für mich ein neuer Start.“