Für Haas schließt sich beim Davis Cup ein Kreis
Frankfurt/Main (dpa) - Tommy Haas sagt von sich selber, gelassener geworden zu sein. Mit seinen 35 Jahren regt sich der altgediente Tennisprofi nicht mehr über jeden Umstand auf. In diesen Tagen aber stören den gebürtigen Hamburger drei Dinge doch.
Am meisten stört ihn seine noch leicht lädierte Schulter. Dann der viele Verkehr in Frankfurt und zum dritten die kunterbunten Sitze in der Fraport-Arena. Die vielen Farben gehen ihm „auf die Nerven.“
Zumindest Haas' Problem mit den farbenfrohen Plastikschalen, die ihm beim Training unangenehm ins Auge stechen, wird ab Freitag nicht mehr vorhanden sein. Wenn das deutsche Davis-Cup-Team vom 31. Januar bis 2. Februar auf die Auswahl Spaniens trifft, ist die 5000 Zuschauer fassende Ballsporthalle an allen drei Tagen ausverkauft.
Die Spielstätte präsentiert sich dann so, wie sie Haas in Erinnerung hat und wie er es mag: proppenvoll und laut. Wie 1999 eben, als das damals aufstrebende Talent im 2:3 verlorenen Duell gegen Russland zum dritten Mal für Deutschland im Davis Cup spielte. „Es war ein unmenschliches Match gegen Marat Safin, ich habe 9:7 im fünften Satz gewonnen“, erzählt Haas. Sein zweites Einzel verlor er dann glatt gegen Jewgeni Kafelnikow, der ebenso längst nicht mehr aktiv ist wie sein damals noch im Doppel eingesetzter Mentor Boris Becker. Nur Haas spielt 15 Jahre später immer noch auf hohem Niveau.
Doch die Uhr tickt. „Ich weiß, dass die Karriere zu Ende geht“, sagt der Weltranglisten-Zwölfte und immer noch bestplatzierte deutsche Tennisspieler. Im Spätherbst seiner Profi-Laufbahn soll sich deshalb ein Kreis für ihn schließen. „Der Davis Cup war am Anfang“, sagt der Mann, der zwischen 1998 und 2007 im Nationenwettbewerb von 26 Einzeln 19 gewonnen hat. Nach nur einem Einsatz im Doppel (2012) in den vergangenen sieben Jahren will er die Davis-Cup-Atmosphäre auch in seiner womöglich finalen Saison wieder „genießen“.
Die Trophäe zu erobern, ist noch immer sein Traum. „Die Tschechen haben zweimal gewonnen. Im Team ist vieles möglich“, sagt Haas und betont: „Im Davis Cup ist das Wichtigste, Teamspieler zu sein.“ Im Zweifelsfall eben auch als anfeuerndes Mitglied in der Spielerbox.
Doch nicht nur mit der deutschen Mannschaft, für die er aufgrund seiner noch fraglichen Fitness nicht erste Wahl für die Einzel am Freitag sein dürfte, hat Haas 2014 noch Großes vor. „Ich will auch in dieser Saison wieder Titel holen“, erklärt Haas. Helfen bei dem ambitionierten Vorhaben soll ihm Alexander Waske, den Haas gerade als Coach verpflichtet hat.
„Tommy rief mich vor zehn Tagen an und fragte mich, ob ich ihn trainieren möchte. Ich musste nicht eine Sekunde lang überlegen“, sagte Waske dem Hessischen Rundfunk und erklärte: „Man muss anders trainieren als mit einem 22-Jährigen. Wir werden einerseits regenerativ arbeiten und Zeit für Tommys Familie einplanen, andererseits wollen wir uns gezielt auf die Turniere vorbereiten.“
Haas lässt wissen: „Als gemeinsame Zielsetzung haben wir die Teilnahme am ATP World Tour Final in London am Jahresende im Visier.“ Dort treten die besten acht Profis der Saison an. Der frühere Nationalspieler Waske ist Frankfurter und teilt mit Haas auch die Leidenschaft für den Davis Cup.