„Fühle mich fit“ Gut gelaunt will es Kerber in Singapur wissen
Singapur (dpa) - Am Tag nach dem Gala Dinner plagte die zweifache Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber eine Blase. Ein großes Pflaster klebte vor dem Auftakt bei den WTA Finals gegen Dominika Cibulkova an ihrem Fuß, die ungewohnteren Stöckelschuhe hatten ihre Spuren hinterlassen.
„Da muss man durch. Es tut nicht weh“, sagte die aktuell Beste der Tennis-Damen - und lachte. Zu ausgelassener Stimmung hat die 28-Jährige allen Grund. Die erste deutsche Nummer eins seit Steffi Graf, die Australian-Open- und US-Open-Siegerin, hat das beste Jahr ihrer Karriere hinter sich. Und nach dem abschließenden Saison-Höhepunkt in Singapur steht Urlaub an.
Am Samstag präsentierte sich Kerber noch einmal in neuer Garderobe außerhalb des Platzes, sie hatte sich für ein kurzärmeliges weißes Oberteil und einen schwarz-weißen Rock entschieden. Leicht geschminkt, aber den Lippenstift nicht so dick aufgetragen wie bei der Auslosung zeigte sie sich zuversichtlich für ihre sportlichen Auftritte. Schon am Sonntag (13.30 Uhr) wird es für sie ernst.
Das erste Halbfinale soll für die Olympia-Zweite bei ihrer vierten WM-Teilnahme mindestens herausspringen. Ihre Probleme an Schulter und Oberschenkel, über die sie bei ihrer schwächeren Asien-Tour zuletzt geklagt hatte, hat sie rechtzeitig auskuriert. „Körperlich fühle ich mich wirklich fit“, so die Schleswig-Holsteinerin.
Erschöpft war die Linkshänderin zuletzt nach der langen Saison und den Strapazen des Triumphs in New York gewesen. Teilweise hat sie die Müdigkeit nun weggesteckt. „Der Tank ist jetzt wieder ein bisschen voller“, sagte Kerber. „Am Anfang dieser Reise war ich wirklich sehr müde. Es war nicht so einfach für mich, mit der Situation umzugehen, jetzt Nummer eins zu sein.“ Nicht 100 Prozent sei der Tank voll, „aber auch nicht ganz unten, sagen wir drei Viertel.“
Nein zu sagen, und der Hektik einer Topgesetzten aus dem Weg zu gehen, fällt Kerber schwer. Doppelt so viele Termine wie im Vorjahr müsse sie in Singapur neben dem Training erledigen, berichtete die Kielerin. Das sei nicht unangenehm, aber anstrengend. Genossen hat Kerber das Gala Dinner. Schließlich nahm sie dort von der WTA den Preis als Spielerin des Jahres entgegen. Auch Serena Williams, die zuvor viermal nacheinander den Preis abgeräumt hatte, habe für sie abgestimmt, sagte Kerber. „Das ist schon noch mal etwas Spezielles.“
Zur Pressekonferenz am Samstag saß die Wimbledon-Finalistin dann neben dem glänzenden Silberpokal der WTA Finals, in den sie zu gern am Ende des mit sieben Millionen Dollar dotierten Turniers ihren Namen eingravieren lassen würde. Allerdings wartet auf sie eine knifflige Gruppe mit der Rumänin Simona Halep und Madison Keys aus den USA. Schon das Spiel gegen Cibulkova könnte schwierig werden.
„Natürlich muss man noch etwas draufpacken, wenn man gegen eine so gute Läuferin wie sie spielt“, sagte die Weltranglisten-Achte Cibulkova zwar mit Respekt. Aber auch die 27-Jährige spricht selbstbewusst vom „besten Jahr ihrer Karriere“. Sechs Finals erreichte sie in diesem Jahr, sie feierte drei Turniersiege. Erst vor einer Woche siegte die Australian-Open-Finalistin von 2014 in Linz. „Ich weiß, was auf mich zukommt“, sagte Kerber. Als Vorbereitung wollte sie einen freien Nachmittag ganz ohne Termine genießen.