Haas heiß auf Paris - Wer stoppt Djokovic?
Paris (dpa) - Im Schatten von Dauer-Dominator Novak Djokovic plant Tommy Haas sein Comeback auf der großen Tennis-Bühne.
Während bei den French Open in Paris vom 22. Mai an alle Augen auf den serbischen Seriensieger gerichtet sein werden, will die frühere deutsche Nummer eins fast eineinhalb Jahre nach ihrem letzten Grand-Slam-Auftritt bei den Australien Open in Melbourne erstmals wieder im Einzel ihre Grenzen ausloten.
„Ich bin mit meiner Familie in Paris und wünsche mir nichts mehr, als vor den Augen meiner Tochter auf dem Court Central zu spielen“, sagte Haas vor der Auslosung, bei der ihm für die erste Runde ein Qualifikant zugeteilt wurde. „Das ist eine tolle Nachricht. Dass Tommy sich zum zweiten Mal nach einer so langen Pause zurückgekämpft hat, ist gar nicht hoch genug zu bewerten“, sagte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen in Düsseldorf.
Losglück hatten auch die deutschen Damen. Andrea Petkovic, die beim Turnier in Straßburg zum zweiten Mal in diesem Jahr das Finale eines WTA-Turniers erreichte, spielt zunächst gegen die Serbin Bojana Jovanovski, könnte im Achtelfinale aber auf Australian-Open-Champion Kim Clijsters treffen.
Görges, die zuletzt mit zwei Siegen gegen die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki für Furore gesorgt hat, muss sich mit der Französin Mathilde Johansson auseinandersetzen. Erst im Viertelfinale könnte es erneut zu einem Duell mit Wozniacki kommen. Insgesamt sind 15 deutsche Herren und sechs Damen für das Sandplatzspektakel qualifiziert. Als letzter Deutscher rutschte Andreas Beck über die Lucky-Looser-Regelung ins Hauptfeld.
Haas hatte letztmals bei seinem Erstrunden-Aus beim Turnier in Delray Beach im Februar 2010 im Einzel auf dem Platz gestanden. Danach drohte wegen einer Schulterverletzung sowie Operationen an Hüfte und Ellbogen sogar das Karriere-Aus. Doch Kämpfer Haas wollte sich nicht sang- und klanglos in den Ruhestand verabschieden. In stundenlanger Schinderei arbeitete sich die einstige Nummer zwei der Welt Zentimeter für Zentimeter ans Comeback heran und wurde Ende April in München für die Quälerei erstmals belohnt.
An der Seite seines Florida-Nachbarn Radek Stepanek (Tschechien) kehrte Haas im Doppel auf den Court zurück. „Es hat sich gut angefühlt“, sagte er. In der Folgezeit arbeitete der gebürtige Hamburger in der bayerischen Landeshauptstadt weiter konsequent an seiner Fitness. In Paris stehen am Wochenende die letzten Härtetests auf dem Programm.
Was von Haas, der wegen seiner langen Verletzungspause ein Jahr ohne jede Ranking-Beschränkung bei Turnieren spielen kann, in der französischen Hauptstadt zu erwarten ist, weiß der 33-Jährige selbst nicht genau. Seine Planungen sind vor allem auf die Rasensaison mit den Highlights in Halle/Westfalen und Wimbledon ausgerichtet - spätestens dort will er wieder ein ernsthafter Kandidat auf Siege sein. In Paris könnte Haas in der dritten Runde auf den Schweizer Roger Federer treffen - ein Match, das eine schöne Belohnung für unzählige Stunden der Plackerei wäre.
Von den anderen deutschen Herren hatte bei der Auslosung vor allem Philipp Kohlschreiber Pech. Der Augsburger bekommt es zunächst mit dem an Nummer 24 gesetzten Amerikaner Sam Querrey zu tun - schon in Runde drei würde ein Duell mit Rafael Nadal drohen. „Das ist nicht einfach. Wenn ich gut spiele, habe ich gegen Querrey aber eine Chance“, sagte Kohlschreiber. Die deutsche Nummer eins, Florian Mayer, spielt zum Start gegen den Russen Igor Kunizyn.
Im Fokus steht in Paris aber Djokovic. Nach 39 Siegen in Serie und schon sieben Turniererfolgen in diesem Jahr ist die große Frage: Wer stoppt den Super-Serben? Der 23-Jährige gab sich in den Tagen vor den French Open betont gelassen. Bei den Filmfestspielen in Cannes machte die gefühlte Nummer eins auch auf dem roten Teppich eine gute Figur. Egal was Djokovic im Moment macht, es gelingt ihm. „Ich bin froh, in Paris zu sein“, sagte der Serbe. Haas dachte genauso.