Historischer Sieg: Li Na triumphiert in Paris
Paris (dpa) - Als sie den historischen ersten Grand-Slam-Sieg für Asien perfekt gemacht hatte, ließ sich Li Na voller Freude auf den Rücken fallen. Die Hände vor das Gesicht geschlagen lag die Chinesin in der roten Asche von Paris und konnte ihr Glück nicht fassen.
Mit 6:4, 7:6 (7:0) setzte sich die 29 Jahre alte Tennisspielerin im Finale der French Open gegen die italienische Titelverteidigerin Francesca Schiavone durch und schrieb damit Tennis-Geschichte. Noch nie zuvor war es einem Tennisprofi aus Asien gelungen, bei einem der vier Grand-Slam-Turniere im Einzel zu gewinnen. Für ihren ersten großen Titel kassierte Li Na 1,2 Millionen Euro und rückt in der Weltrangliste auf Platz vier vor.
„Heute ist ein Traum wahr geworden“, meinte die Asiatin. „Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich war am Ende sehr nervös, aber das durfte ich meiner Gegnerin natürlich nicht zeigen“, sagte die Chinesin, in ihrer Heimat längst ein Superstar. „Für das Tennis in China ist das fantastisch.“
Schiavone zeigte sich als faire Verliererin. „Sie hat den Sieg verdient. Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich bin froh, dass ich heute hier erneut um den Titel spielen durfte“, meinte die Italienerin, die im Vorjahr gegen die Australierin Samantha Stosur in Paris selbst erstmals ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte. Die 30-Jährige verpasste es, als erste Spielerin seit Justine Henin 2007 ihren Titel unweit des Eiffelturms zu verteidigen.
Im Herren-Finale stehen sich am Sonntag Rafael Nadal und Roger Federer gegenüber. Nadal greift in der französischen Hauptstadt nach seinem sechsten Titel und würde dann mit dem Schweden Björn Borg gleichziehen. Nur im Falle eines Erfolges würde der Spanier auch Platz eins in der Weltrangliste behaupten. Gewinnt Federer zum zweiten Mal das größte Sandplatz-Spektakel der Welt, erklimmt Novak Djokovic den Tennis-Thron. Der Serbe hatte am Freitag im Halbfinale gegen Federer erstmals nach zuvor 41 Siegen in diesem Jahr wieder verloren.
An die Klasse der beiden spektakulären Herren-Halbfinals reichte das diesjährige Damen-Endspiel lange Zeit nicht heran. Zu einseitig verlief die Begegnung anfangs auf dem Court Philippe Chatrier. Von Beginn an dominierte Australian-Open-Finalistin Li Na mit ihrem druckvollen Spiel das Geschehen und ließ der Italienerin zunächst keine Chance.
Im ältesten Grand-Slam-Finale der Frauen seit 13 Jahren nahm Li Na ihrer Gegnerin zum 3:2 das Service ab und ließ sich danach auf ihrem Weg zum Satzgewinn nicht aufhalten. Maximal zwei Punkte gewährte sie der Weltranglisten-Fünften bei ihren Aufschlagsspielen. Nach gerade einmal 39 Minuten landete eine Vorhand von Schiavone im Netz - Li Na hatte den ersten Durchgang mit 6:4 gewonnen.
Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts gelang der Asiatin gleich ein Break - der Weg zum historischen Titel schien frei. Doch dann zeigte Schiavone, die das Duell im vergangenen Jahr in der dritten Runde noch gewonnen hatte, angefeuert von ihrer kleinen italienischen Fan-Kolonie ihr großes Kämpferherz. Zum 4:4 gelang ihr das erste Break, die Partie schien zu kippen. Li Na verlor nun ein wenig die Souveränität, begann mit sich zu hadern, schaute immer wieder zu ihrem dänischen Trainer Michael Mortensen.
Doch die Chinesin hatte Glück, dass die Schiedsrichterin beim Stand von 5:6 eine Entscheidung des Linienrichters überstimmte. Sehr zum Ärger von Schiavone. „In so einer Situation sollte man schon sehr vorsichtig mit seinen Entscheidungen sein.“
Li Na rettete sich so in den Tie Break, wo sie Schiavone keinen Punkt mehr gestattete. „Bei 6:0 im Tie Break habe ich zu mir gesagt: Jetzt mach bloß keine dummen Sachen mehr“, witzelte die Chinesin. Doch als Schiavone den Ball nach 1:48 Stunden ins Aus schlug, war der erste Grand-Slam-Sieg eines asiatischen Tennis-Profis endgültig perfekt.