Hochzeit, Golf, Fußball - Tennisstar Murray in München
München (dpa) - Andy Murray startete entspannt in die Woche. An einem Sponsorenstand ein bisschen golfen, in legerem Shirt und Sakko zur Players-Party, als Fan zum DFB-Pokal-Spiel in die Allianz Arena: Vor seinem München-Debüt genoss der Olympiasieger die ersten Tage auf und neben der Tennisanlage.
Am 30. April greift der Schotte beim ATP-Event erstmals in das Turniergeschehen ein. Zum 100. Geburtstag des Turniers leisten sich die Veranstalter nach Jahren mal wieder einen großen Star. An einen lockeren Spaß-Auftritt denkt der aber nicht - auch für Murray geht es bei den BMW Open um etwas.
Einerseits will sich der 27-Jährige endlich mal einen Titel auf dem ungeliebten Asche-Belag sichern. Andererseits ist das Turnier die erste Bewährungsprobe für seinen neuen Coach Jonas Björkman. Mit dem Ex-Profi als Mutterschaftsvertretung für Amelie Mauresmo will Murray Branchenprimus Novak Djokovic, Altmeister Roger Federer und Sandplatzkönig Rafael Nadal wieder angreifen.
Murray ist seit Jahren einer der größten Leidtragenden der Dominanz der drei Weltstars. Beim Olympiasieg 2012 sowie den Triumphen bei den US Open 2012 und dem historischen Coup in Wimbledon 2013 konnte er zwar auch jubeln. Demgegenüber stehen aber etliche schmerzhafte Pleiten, etwa allein 2015 drei gegen Djokovic. „Ich bin näher dran als in den vergangenen Jahren“, sagte der Weltranglisten-Dritte. „Aber es ist hart, auch weil die Jungen hinter mir Druck machen.“
In der Weltspitze entscheiden nur noch Nuancen, das weiß Murray. Etwa nur körperlich zuzulegen, um mit den bärenstarken Djokovic oder Rafael Nadal mitzuhalten, sei riskant. „Es geht um die Balance“, erklärte Murray, „wenn man zu weit geht, drohen Verletzungen.“
Da kommt Björkman ins Spiel. Der Schwede trainiert Murray in München erstmals bei einem Turnier, in der Konstellation hatten sich beide jüngst bei einem zehntägigen Trainingsaufenthalt in Barcelona kennengelernt. „Er ist sehr ruhig“, erzählte Murray über den neuen Coach. Schon dessen Mentalität als Spieler habe ihn beeindruckt. Weil Murrays bisherige Trainerin Mauresmo im Herbst ein Kind erwartet, gewöhnt sich der Schotte schon mal an Björkman in der Box.
Und vielleicht klappt es ja gleich mit dem Turniersieg, der sogar für Murray ein Novum wäre: Der Schotte hat auf der ATP-Tour 31 Turniere gewonnen, doch keines davon auf Sand. „Das ist eine Herausforderung“, sagte er zum Spiel auf Asche, „die Bewegungen etwa und das Rutschen.“ In München ist die Chance auf seinen ersten Titel groß wie nie, sind die BMW Open doch nur ein Turnier der untersten 250er Kategorie. „Auf Sand habe ich so ein Event noch nie gespielt“, erzählte Murray vor seinem ersten Match am Donnerstag gegen den Hamburger Mischa Zverev.
Ein Final-Erfolg Murrays am Sonntag wäre am Aumeisterweg ein Happy End auch für die Fans, hatten doch Lokalmatador Tommy Haas und der spektakuläre Franzose Gael Monfils kurzfristig wegen Verletzungen abgesagt. Neben etwas finanzieller Überzeugungsarbeit hatten die Organisatoren bei der Buchung von Murray auch Glück, dass dieser am 11. April seine Freundin Kim Sears heiratete und nicht wie in den Jahren zuvor beim Masters in Monte Carlo ins Sandplatzjahr startete.
Stattdessen also schritt Murray in seinem Heimatort Dunblane vor den Traualtar, und das im traditionellen schottischen Kilt. Ob er bei einem Turniersieg in München auch die bayerische Lederhose anziehen würde, die von diesem Jahr an den Gewinnern überreicht wird, wurde er Anfang der Woche auch noch gefragt. Nein, sagte Murray und grinste. Da hört dann offenbar der Spaß selbst für den Topfavoriten auf.