Immer noch Federer: Auch bei den US Open mit guter Chance
New York (dpa) - Für Novak Djokovic war es immer klar. Der Weltranglisten-Erste ist keineswegs überrascht vom x-ten Tennis-Frühling von Roger Federer. Seit vier Wochen ist der Schweizer 34 Jahre alt und aus der Sicht von Djokovic „stets einer der Favoriten, wo immer er antritt“.
Auch bei den US Open 2015, bei denen Federer an diesem Dienstag eingreifen muss und mit gehörigem Respekt vor seinem argentinischen Gegner Leonardo Mayer auf den Platz geht. Federer zeigte sich geradezu geschockt, als er mitbekam, dass Mayer vorige Woche als 33. der Weltrangliste nicht mehr zu den 32 gesetzten Spielern gehörte und praktisch mit der schwerste Gegner für ihn in der ersten Runde ist. Im neuen Ranking am Montag rutschte Mayer um einen Rang ab.
Seinen knappen Sieg im bislang einzigen Duell voriges Jahr in Shanghai bezeichnetet Federer als einen der glücklichsten seiner langen, so erfolgreichen Karriere. Doch der Südamerikaner, mit dem Federer schon trainiert hat, dürfte seinerseits wenig erfreut über das schwere Los gewesen sein.
„Viele Leute haben davon gesprochen, dass seine Karriere vielleicht zu Ende geht nach dieser Saison vor einigen Jahren. Aber er ist stärker zurückgekommen und spielt vielleicht das beste Tennis seiner Karriere“, urteilte Djokovic über Federer. Seinen Rivalen, dem er zuletzt den achten Wimbledon-Titel verwehrt hatte, aber im Finale von Cincinnati unterlag, überschüttete der Schützling von Boris Becker vor dem Turnierstart mit Lob.
Er könne immer noch jeden Spieler herausfordern, habe sein aggressives Spiel verbessert, komme so oft wie möglich ans Netz, sei ein Beispiel für vorbildliche Saisonplanung und wirke nicht müde, sondern fit wie immer.
Federer verzichtete in diesem Jahr erstmals auf das Masters in Kanada, kam dafür lieber ausgeruht zum nächsten großen Turnier nach Cincinnati - und gewann es. Oder in einer Zahl ausgedrückt: Zum 64. Mal nacheinander steht der Baseler im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers - das ist Rekord.
Natürlich sind die Zeiten vorbei, in denen Federer dominierte, wie er wollte. Mit 17 Grand-Slam-Titeln ist er der erfolgreichste Spieler bei den vier großen Turnieren, von 2004 bis 2008 gewann er fünfmal nacheinander in Flushing Meadows. „Natürlich habe ich gehofft, dass es für immer so weitergeht, aber das ist nicht realistisch. Ich war dicht dran, aber das ist nicht gut genug“, sagte Federer.
In den folgenden Jahren verpasste er zunächst den sechsten Titel im Endspiel und scheiterte zweimal im Halbfinale denkbar knapp an Djokovic. 2012 war schon im Viertelfinale Schluss. 2013, als er nur das Rasen-Turnier in Halle gewann, war gar im Achtelfinale Endstation. Voriges Jahr war der Vater von zwei Zwillingspaaren dann im Halbfinale chancenlos gegen den späteren Sieger Marin Cilic.
„Mein Fokus liegt jetzt nicht darauf, das Turnier zu gewinnen. Das hieße, zu weit im Voraus zu denken“, sagte Federer vor seinen bereits 16. US Open. „Ich war in letzter Zeit hier nicht im Endspiel. Ich denke, dass ich eine gute Chance habe. Aber ich kann jetzt nicht weiter schauen als auf meinen Gegner in der ersten Runde.“ Denn Enttäuschungen hat Federer in jüngerer Zeit bei den Grand Slams immer wieder erlebt. Auch bei den Australian Open war er hoch gehandelt worden und scheiterte im Januar schon in der dritten Runde.
Das Abschneiden von Roger Federer bei den US Open: