Irgendwann „Top Ten“: Tennis-Teenager Zverev im Fokus

Hannover (dpa) - Alexander Zverev bläst die Backen auf, schnaubt einmal kräftig durch und sprintet mit einem lauten „Uff“ in Richtung Netz. Den Stopp von Dustin Brown bekommt der fast zwei Meter große Schlaks zwar gerade noch so, doch sein langer Ball landet anschließend knapp neben der Linie.

Foto: dpa

Zverev haut einmal kräftig mit seinem Tennisschläger auf den blauen Hartplatz. Wenig später schlägt er einen Ball wütend und genervt in Richtung Hallendecke.

Noch sitzt kein Zuschauer in der TUI-Arena von Hannover, noch schrauben und hämmern die Handwerker an einer Zusatztribüne für das bevorstehende Davis-Cup-Wochenende und die spannungsgeladene Partie Deutschland gegen Tschechien. Bundestrainer Michael Kohlmann und DTB-Berater Niki Pilic beobachten, nicken, gestikulieren. Mit ruhiger Stimme und hinter dem Rücken zusammengefalteten Händen gibt Teamchef Kohlmann dem größten deutschen Tennis-Talent seit Jahren Tipps.

Am Freitag (13.00 Uhr) wird Zverev wohl zum ersten Mal für die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes antreten. Gemeinsam mit den Routiniers Philipp Kohlschreiber, Philipp Petzschner und Dustin Brown soll der Teenager die favorisierten Tschechen um ihren herausragenden Weltklassespieler Tomas Berdych bezwingen.

Die Ausgangslage ist klar: Der Weltranglisten-Siebte gilt in beiden Einzeln als Punktegarant der Gäste. Gegen die Nummer zwei (Lukas Rosol, Jiri Vesely oder Radek Stepanek) müssen Kohlschreiber und Zverev gewinnen - dann käme dem Doppel am Samstag entscheidende Bedeutung zu. Doch Pilic sagt: „Natürlich hat Sascha das Zeug dazu, auch Berdych zu schlagen.“

Der 76-Jährige lehnt im Unterbau der Halle auf dem Hannoveraner Messegelände an der Wand, trägt einen karierten Schal über dem schwarz-rot-goldenen Trainingsanzug und sagt ganz sachlich: „Eines schönen Tages kann er in den Top Ten stehen. Ob vier, sechs, acht oder mehr kann man nicht vorhersehen. Aber als Novak Djokovic bei mir trainierte, wusste auch keiner, dass er mal die Nummer eins wird.“

Alexander Zverev, den alle nur Sascha nennen, wird voraussichtlich nicht nur der jüngste deutsche Davis-Cup-Debütant seit Boris Becker im Jahr 1985 werden. Der 18-Jährige gilt als größtes deutsches Talent seit Jahrzehnten, hat sich in seinen zwei Profijahren bislang Schritt für Schritt nach oben gearbeitet und ist aktuell einer von nur vier Teenagern in den Top 100.

„Ich bin physisch stärker. Ich habe Monat für Kleinigkeiten verändert und kann jetzt mit den großen Spielern mithalten“, sagt der 1,98 Meter lange Hamburger. Zverev trainiert oft mit Roger Federer und arbeitet mit Andy Murrays Fitnesstrainer Jez Green. Die Großen der Branche haben den jungen Deutschen im Blick.

„Ich beobachte Alexander schon länger, ich finde, er ist der spannendste Nachwuchsspieler auf der Tour“, sagte der Schweizer Stan Wawrinka zuletzt. „Ich mag ganz einfach sein Spiel, seinen Ehrgeiz.“

Zverevs Manager Patricio Apey sagte einmal dem „Tennismagazin“: „Sascha ist der erste Spieler in meinem Leben, mit dem ich einen Vertrag unterschrieben habe, in den ich investiert habe, ohne ihn jemals spielen zu sehen.“ Am Wochenende nun soll Zverev auf der heimischen Bühne zu sehen sein und für „Gänsehaut“-Feeling in Tennis-Deutschland sorgen, wie es Kohlmann formulierte.

Und seine Ausbrüche auf dem Platz? „Ach, er ist noch jung. Dustin kann einen ja auch manchmal mit seinen Schlägen in den Wahnsinn treiben“, sagt Pilic. „Das ist einfach Saschas Wille zu gewinnen.“