Kerber fordert im Stuttgart-Halbfinale Scharapowa
Stuttgart (dpa) - Für Angelique Kerbers Trainer Torben Beltz wird es langsam eng. Als der Tennis-Coach mit Deutschlands Nummer eins Anfang der Woche über das Stuttgarter Frühlingsfest schlenderte, ließ er sich zu einer riskanten Wette hinreißen.
Gewinnt Kerber den mit 796 000 Dollar dotierten Porsche Tennis Grand Prix, muss Beltz in ein Karussell, „in das ich nie im Leben gehen würde“, wie Kerber mit einem Grinsen erzählte. Die Kielerin hatte allen Grund, gut gelaunt zu sein, steht sie nach einem 6:3, 7:6 (7:2) gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa doch erstmals in Stuttgart im Halbfinale - und ist damit nur noch zwei Siege von dem von Beltz zugleich erhofften wie gefürchteten Turniersieg entfernt.
Allerdings wird die Aufgabe in der Vorschlussrunde nicht leicht. Kerber trifft am Samstag auf die russische Titelverteidigerin Maria Scharapowa. Die Nummer zwei der Welt rang in ihrem Viertelfinale Ana Ivanovic aus Serbien in 2:16 Stunden mit 7:5, 4:6, 6:4 nieder.
Sabine Lisicki verpasste dagegen die große Chance auf das Halbfinale. Obwohl ihre Gegnerin Bethanie Mattek-Sands nach ihrer Nachtschicht im Halbfinale müde und angeschlagen war, verlor die Berlinerin ihr Viertelfinale gegen die Amerikanerin klar mit 4:6, 2:6. Nach zwei starken Leistungen in den Runden zuvor fand Lisicki dieses Mal zu keiner Zeit ihren Rhythmus. „Mir hat heute die Konstanz gefehlt“, sagte sie enttäuscht. Mattek-Sands trifft nun auf die an Nummer zwei gesetzte Chinesin Li Na, die Petra Kvitova aus Tschechien mit 6:3, 7:5 besiegte.
Kerber ist dagegen weiter ohne Satzverlust. „In Deutschland im Halbfinale zu stehen ist eine große Ehre für mich“, sagte Kerber im Anschluss an ihren Erfolg. Nach 1:17 Stunden nutzte sie gegen die Nummer 37 der Welt ihren zweiten Matchball. „Es läuft sehr gut für mich. Ich fühle mich hier richtig wohl und versuche einfach, jede Sekunde zu genießen.“ Neben ihrem gewohnten Team sind auch Kerbers Großeltern aus Polen angereist, die 25-Jährige hat im Schwabenland also die perfekte Wohlfühl-Atmosphäre.
Das schlägt sich auch auf dem Stuttgarter Sandplatz nieder. Gegen Schwedowa startete die Weltranglisten-Sechste erneut furios und lag schnell mit 3:0 vorne. Doch dann wurde die Kasachin stärker, während Kerber ein bisschen nachließ. „Es gibt immer solche Phasen im Spiel. Ich versuche, sie so kurz wie möglich zu halten“, sagte Kerber. Dies gelang ihr mit Bravour. Nachdem Schwedowa das Re-Break zum 3:4 gelungen war, nahm Kerber ihrer Gegnerin sofort selbst wieder den Aufschlag ab und sicherte sich nach 27 Minuten den ersten Satz.
Auch im zweiten Durchgang gelang der Schleswig-Holsteinerin ein schnelles Break, doch Schwedowa kämpfte sich zurück, so dass die Entscheidung im Tiebreak fallen musste. „Da war ich schon ganz schön nervös“, gab Kerber zu, „schließlich zählt in diesen Momenten jeder Punkt.“ Zum Glück leistete sich Schwedowa in dieser Phase vier leichte Fehler am Stück, am Ende hatte die Kasachin 21 vermeidbare Patzer mehr als Kerber (33:12), was letztendlich den Ausschlag gab.
Ins Halbfinale gegen Scharapowa kann Kerber nun ohne Druck gehen. Zum einen hat sie mit dem Halbfinal-Einzug ihr Minimalziel bereits erreicht, zum anderen kann sie bei der Wette mit ihrem Coach nicht verlieren. Denn ein Verpassen des Finales wäre nicht gleichbedeutend mit einem Karussell-Besuch von Kerber. „So haben wir zum Glück nicht gewettet.“