Australian Open Kerber-Wiedersehen mit Ex-Coach - „Genugtuung“ für Petkovic
Melbourne (dpa) - Angelique Kerber steht vor einem pikanten Wiedersehen mit ihrem Ex-Trainer, Andrea Petkovic liefert ein fast dreistündiges Tennis-Drama, Alexander Zverev will nicht enden wie der HSV: Die deutschen Tennisprofis haben bei den Australian Open für reichlich Schlagzeilen gesorgt.
Acht von anfangs 17 Deutschen überstanden Down Under die Auftaktrunde. „Es war natürlich eine Genugtuung, dass ich so ein Spiel gegen so eine Gegnerin gewonnen habe“, sagte Petkovic am Dienstag nach ihrem spektakulären 6:3, 4:6, 10:8 gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova. Dass die 30-Jährige aus Darmstadt jetzt gegen die Amerikanerin Lauren Davis um den Einzug in die dritte Runde kämpfen darf, war nach dem Krisenjahr 2017 nicht unbedingt zu erwarten.
Die wiedererstarkte Kerber trifft nach dem zehnten Sieg in Serie an ihrem 30. Geburtstag am Donnerstag auf Donna Vekic. Brisantes Detail gar nicht so sehr am Rande: Die Kroatin wird jetzt von Torben Beltz trainiert, von dem sich Kerber am Ende ihrer schwachen vergangenen Saison getrennt hatte. „Wir sind ja nicht im Bösen auseinandergegangen“, sagte Kerber nach ihrem Sieg gegen Anna-Lena Friedsam und versuchte, das Wiedersehen herunterzuspielen.
„Ich möchte nicht so auf die Gegnerin schauen. Es ist wichtig, dass ich mich auf mich konzentriere“, sagte Kerber. Mit Beltz hatte sie 2016 bei den Australian Open und den US Open den Titel geholt, mit Beltz stieg sie zur Nummer eins der Welt auf. „Aber es war an der Zeit für uns beide, beruflich eigene Wege zu gehen“, sagte Kerber.
Auf ihren Hamburger Hopman-Cup-Kollegen Zverev wartet am selben Tag ein deutsches Duell mit dem Münchner Peter Gojowczyk. „Ich hoffe nicht, dass es ein Match wird wie FC Bayern gegen den Hamburger SV, dann sieht es nicht so gut aus für mich“, scherzte Zverev nach seinem Sieg in drei Sätzen gegen den Italiener Thomas Fabbiano.
Der 20 Jahre alte Weltranglisten-Vierte geht jedoch als ausgewiesener Favorit in die Begegnung mit seinem Davis-Cup-Kollegen. Das mögliche Aufeinandertreffen der Zverev-Brüder in Runde drei wird es nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Mischa Zverev dennoch nicht geben - und an ein Achtelfinale gegen den sechsmaligen Champion Novak Djokovic wollte Alexander Zverev noch nicht denken.
Gedanken über ein Match gegen Titelverteidiger Roger Federer muss sich jetzt Jan-Lennard Struff machen, der Sauerländer siegte zum Auftakt ebenso souverän wie der 19-malige Grand-Slam-Champion aus der Schweiz. Beide treffen damit nun in der zweiten Runde aufeinander.
Überhaupt nicht mehr denken wollte Petkovic am Ende ihres Nervenspiels gegen Kvitova. 4:0 führte sie schon im dritten Satz, ließ ihre tschechische Kontrahentin noch einmal auf 4:4 herankommen, vergab beim Stand von 5:4 drei Matchbälle - und war später nur zwei Punkte von einer Niederlage entfernt. Nur acht von 23 Breakbällen nutzte Petkovic, Kvitova unterliefen 66 leichte Fehler, darunter beim Matchball ein Doppelfehler. „Ganz ehrlich, ich habe gar nichts mehr gefühlt, ich habe nur noch existiert auf dem Platz“, sagte Petkovic.
In der Weltrangliste ist die einstige Nummer neun auf Platz 98 abgerutscht, im vergangenen Jahr flog sie bei den French Open, in Wimbledon und bei den US Open jeweils in der ersten Runde raus. Die letzten vier Monate des Jahres spielte sie wegen chronischer Kniebeschwerden mit Schmerzmitteln - und die neue Saison eröffnete sie Ende Dezember mit einer Niederlage in der ersten Quali-Runde von Brisbane. „Das war ein grausames Match“, sagte die Hessin.
An Silvester habe sie bei einem Glas Wein über ihr Leben nachgedacht, erzählte sie schmunzelnd. „Ich habe mir gesagt, Andrea, so kann es nicht weitergehen.“ Ein erster Schritt ist ihr jedenfalls geglückt.