Kohlschreiber kehrt ins Davis-Cup-Team zurück
München (dpa) - Philipp Kohlschreiber lächelte entspannt, ehe er bei strahlendem Münchner Sonnenschein in den Flieger Richtung Dubai stieg. Der beste deutsche Tennisspieler kehrt nach seiner Verbannung zurück in die Davis-Cup-Mannschaft.
„Ich bin im Team und darf spielen“, verkündete der Augsburger vor seinem Abflug zum ATP-Turnier. Der neue Trainer Michael Kohlmann habe sich sofort nach seiner Amtsübernahme in der Vorwoche beim Weltranglisten-22. gemeldet und ihn für die Partie gegen Frankreich vom 6. bis 8. März in Frankfurt eingeladen, erzählte Kohlschreiber und betonte nach der freudigen Botschaft: „Ich sehe mich als ein Teil des Teams.“
In der recht chaotischen deutschen Davis-Cup-Situation um Ex-Coach Carsten Arriens war der 31-Jährige zuletzt allerdings weit mehr - die Personalie Kohlschreiber wurde zum Politikum. Weil es vor einem Jahr zu einem Eklat kam, warf ihn Arriens aus der Mannschaft. Mit der Trennung vom unglücklichen Teamchef wurde der Weg nun frei für ein Comeback Kohlschreibers. „Ich will den Davis Cup vor mir ins Auge fassen und nicht jenen hinter mir“, sagte der Profi, der bei einem Pressetermin für das ATP-Turnier in München nicht nachtrat. Für ihn sei der mehrfach eskalierte Zwist mit Arriens „beendet“.
Gleich mehrere deutsche Tennis-Promis wie Boris Becker hatten jüngst für Kohlschreiber geworben, das Präsidium des Deutschen Tennis Bundes (DTB) sprach sich letztlich für den Spieler und gegen den alten Teamchef aus. Vorwerfen wollte sich Kohlschreiber nach eigener Ansicht nichts. „Es war ja eine Entscheidung, mit der ich nichts zu tun hatte“, meinte er. „Es wurde in den letzten zwei Wochen im DTB viel diskutiert über die Personalie im Davis Cup. Da sehe ich mich überhaupt nicht als Stolperfalle oder Buhmann oder Auslöser.“
Bei Kohlmann jedenfalls ist der fünfmalige ATP-Turniersieger gesetzt - und das sogar vor der offiziellen Nominierung des Kaders in der kommenden Woche in Frankfurt. „Er hat mir gesagt, dass wir mit den besten Spielern auflaufen sollen. Ich spiele gerne für mein Land, das hat mir immer Spaß gemacht“, erzählte Kohlschreiber. Dass es gegen den Vorjahresfinalisten aus Frankreich auch mit dem derzeit besten deutschen Profi schwer wird, ist allen klar. „Wir brauchen genauso einen Tag, bei dem jeder über sich hinauswächst“, verkündete der Augsburger - und verwies auf den Erstrundenerfolg 2014 gegen Spanien.
Ironischerweise fing der Schlamassel mit Arriens just in jenem Duell an. Kohlschreiber weigerte sich, das bedeutungslose letzte Einzel zu spielen, die Fans und Arriens waren sauer, jeder bezichtigte den anderen der Lüge, ein eigentlich als Versöhnungstag angelegter Termin verhärtete die Fronten - und Kohlschreiber war draußen.
Inzwischen ist Arriens Geschichte, Kohlmann und Star-Berater Niki Pilic haben im deutschen Team das Sagen, hinzu kommen Betreuer wie Fitnesscoach Carlo Thränhardt. Der ehemalige Hochspringer erklärte in München, wie er seine Rolle im Team vor dem Frankreich-Match sieht: „Ich kann nur versuchen, den Jungs ein bisschen zu helfen. Das schöne ist, dass kaum einer erwartet, dass die Mannschaft gewinnt.“
„Ich bin guter Dinge“, verkündete dagegen Kohlschreiber. Dann machte es sich auf in Richtung Flughafen, in der nächsten Woche steht erst einmal das Turnier in Dubai an.