Kohlschreiber und Kamke weiter - Federer sagt ab

Halle (dpa) - Der fünfmalige Turniersieger Roger Federer sagte kurzfristig ab, dafür bleibt der Augsburger Philipp Kohlschreiber dem Publikum in Halle erhalten.

Wenige Stunden bevor der Schweizer Topfavorit zum Ärger von Turnierdirektor Ralf Weber den Verzicht auf eine seiner Lieblingsveranstaltungen bekannt ab, hatte sich Kohlschreiber ins Achtelfinale des westfälischen Rasenturniers gekämpft. Im deutschen Tennis-Duell mit dem forschen Qualifikanten Cedrik-Marcel Stebe (Vaihingen/Enz) setzte sich der zuletzt kriselnde Weltranglisten-49. am Montag mit 6:4, 3:6, 6:1 durch.

Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Halle-Comeback von Tommy Haas sorgte am Abend Federers Absage für lange Gesichter. „Mein Körper und vor allem meine Leiste brauchen nach den French Open eine Pause“, begründetet der Schweizer einen Tag nach der Pariser Final-Niederlage gegen Rafael Nadal den Verzicht. Vor dem in zwei Wochen beginnenden Rasenturnier in Wimbledon, wo er zum siebten Mal gewinnen will, sei ein Aufschlagen in Halle zu riskant. „Das ist für mich eine persönliche Enttäuschung, die ich augenblicklich kaum in Worte fassen kann“, erklärte der verärgerte Turnierdirektor Weber.

Als erster von zehn deutschen Teilnehmern erreichte derweil Tobias Kamke das Achtelfinale. Der Lübecker profitierte von der Aufgabe seines Kumpels Julian Reister, der wegen einer Schulterverletzung aufgeben musste.

Für wenige Minuten sah es so aus, als ob auch Kohlschreiber ein ähnliches Pech wie Reister ereilen würde. Beim Stand von 4:2 rutschte der Augsburger aus, ließ sich kurz am Knöchel behandeln, ehe er zur Erleichterung der Zuschauer im Gerry Weber Stadion weitermachte. „Es tut ein bisschen weh. Es ist aber nicht so schlimm“, sagte Kohlschreiber, der für seine zwischenzeitlichen Schwierigkeiten gegen den 20-jährigen Stebe eine einfache Erklärung hatte: „Die Jüngeren sind immer monster-motiviert.“ Im Achtelfinale der mit 750 000 Euro dotierten Veranstaltung trifft der Halle-Finalist von 2008 vauf den Ukrainer Alexander Dolgopolow.

Großer Pechvogel des ersten Turniertages war der Reinbeker Reister, der geknickt vom Platz schlich. Eine Schulterverletzung zwang den 25-Jährigen beim Stand von 3:4 dazu, den Schläger einzupacken. „Es tat auf einmal unfassbar weh. Es ist einfach nur bitter, dass ich aufgeben musste“, sagte Reister, dessen Kumpel Kamke sich nach dem „geschenkten“ Sieg „nicht richtig freuen“ konnte.

Rückkehrer Haas, der 2009 in Westfalen triumphiert hatte, greift wie Deutschlands Topspieler Florian Mayer (Bayreuth) erst am Dienstag ins Geschehen ein. Der Wahl-Amerikaner, der nach langer Verletzungspause Ende April sein Comeback auf der ATP-Tour gefeiert hatte, schaut dem Duell mit dem Italiener Andreas Seppi optimistisch entgegen. „Im Moment fühle ich mich fit“, sagte Haas, der beim „Lieblingsturnier“ in Runde zwei auf Titelverteidiger Lleyton Hewitt aus Australien treffen könnte.

Als zehnter deutscher Tennisprofi ist Dominik Meffert ins Hauptfeld des Rasenturniers gerückt. Der 30-Jährige aus Mayen spielt anstelle des an Nummer vier gesetzten Russen Michail Juschni, der wegen einer Fußverletzung seine Teilnahme absagen musste. „Lucky Loser“ Meffert trifft am Dienstag in einem deutschen Duell auf den Bayreuther Philipp Petzschner.