Lisicki kämpft sich durch - Scharapowa wartet
Melbourne (dpa) - Nach fast zweistündiger Tennis-Schwerstarbeit hüpfte Sabine Lisicki federleicht über den Court der Hisense Arena von Melbourne. Beflügelt vom erstmaligen Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open ließ die Berlinerin ihrer Freude freien Lauf und warf dem Publikum Kusshändchen zu.
Alle Strapazen und Emotionen beim 2:6, 6:4, 6:2 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa waren in diesem Moment für Lisicki vergessen. Denn ihr Kraftakt wurde belohnt - in der Runde der letzten 16 kommt es zum Duell mit Maria Scharapowa. Die Russin schaltete Angelique Kerber mit 6:1, 6:2 aus und war für die US-Open-Halbfinalistin aus Kiel zu stark.
„Natürlich freue ich mich auf dieses Spiel“, sagte Lisicki, „aber damit beschäftige ich mich erst morgen.“ Zunächst einmal wollte die 22-Jährige genießen, dass sie zum dritten Mal in Serie bei einem Grand Slam ins Achtelfinale eingezogen war. Dabei gab es schon am Samstag so viel über den bevorstehenden Vergleich mit Scharapowa zu sagen. Zum Beispiel, ob sie heiß auf eine Revanche für die deutliche Zweisatz-Niederlage im Halbfinale von Wimbledon im vergangenen Jahr sei.
„Natürlich will ich gewinnen, aber das Spiel in Wimbledon spielt eigentlich keine große Rolle mehr“, sagte Lisicki, die Julia Görges und Philipp Kohlschreiber ins Achtelfinale folgte. Die Nummer 15 der Welt genoss es einfach, ein fast schon verloren geglaubtes Spiel doch noch gedreht und es wieder einmal allen gezeigt zu haben. Schließlich hatte sie eineinhalb Sätze lang erschreckend schwach gespielt und kaum einen Ball vernünftig getroffen. „Ich bin überhaupt nicht in meinen Rhythmus gekommen, habe viele leichte Fehler gemacht und schlecht aufgeschlagen“, analysierte Lisicki den Katastrophen-Start, der sie mit 2:6 und 1:3 ins Hintertreffen geraten ließ.
Ihre ersten fünf Aufschlagsspiele gab sie ab und das, obwohl das Service doch ihre große Stärke ist. Dann hielt sie nach 42 Minuten endlich erstmals ihren Aufschlag und glich wenig später per Break zum 3:3 aus. Lisicki ballte die Faust, feuerte sich mit einem lauten „Come on“-Ruf selbst an und hatte die Begegnung plötzlich gedreht.
Denn auf einmal war es Kusnezowa, der unnötige Fehler unterliefen. Mit 6:4 gewann Lisicki den zweiten Durchgang und hatte den Widerstand der einstigen US- und French-Open-Siegerin damit gebrochen. „Ich bin halt eine Kämpferin. Ich habe immer versucht, die schlechten Bälle abzuhaken und an den nächsten Punkt zu denken.“ Eine Taktik, die auch gegen Scharapowa aufgehen soll. „Ich muss eine gute Länge in meinen Schlägen haben, dann habe ich eine Chance“, ließ sie sich dann doch noch mit Blick auf das Duell am Montag entlocken.
Scharapowa wird für Lisicki eine richtige Herausforderung. Die Russin trumpft in Melbourne bisher überragend auf und hat gerade einmal fünf Spiele in ihren drei Partien abgegeben. Auch Kerber konnte die ehemalige Nummer eins nicht gefährden, obwohl sie im zweiten Satz gut dagegen hielt. Nach einem schnellen 1:6 legte die Linkshänderin ihren Respekt endlich ab und begegnete Scharapowa gut 20 Minuten lang auf Augenhöhe.
„Anfang des zweiten Satzes war ich dran. Da haben zwei, drei Punkte über den weiteren Verlauf entschieden“, meinte die 30. der Weltrangliste. Doch gerade in den entscheidenden Momenten spielte Scharapowa ihr bestes Tennis und verwandelte nach 1:27 Stunden ihren ersten Matchball. „Wenn sie so weiterspielt, ist sie hier die Favoritin“, sagte Kerber. Die Russin war erst einmal froh, im Achtelfinale zu stehen. „Sie hat im zweiten Satz deutlich stärker gespielt. Das Spiel war da knapper, als es das Ergebnis aussagt“, gestand die Australian-Open-Siegerin von 2008.
Leichtes Spiel hatte dagegen erneut Titelverteidiger Novak Djokovic. Der serbische Weltranglisten-Erste deklassierte das angeschlagene Geburtstagskind Nicolas Mahut aus Frankreich mit 6:0, 6:1, 6:1. Djokovic trifft im Achtelfinale auf Publikumsliebling Lleyton Hewitt. Der australische Altmeister schaltete den aufstrebenden Kanadier Milos Raonic in vier Sätzen aus.