Lisicki verliert nur knapp gegen Williams
Miami (dpa) - Sie verabschiedete sich mit einem Lächeln vom Publikum auf dem Center Court. Doch Sabine Lisicki wusste, dass dieses Viertelfinale beim Tennis-Turnier von Miami gegen Serena Williams nicht ihr letztes Match hätte sein müssen.
Satzball vergeben im ersten Durchgang, dann ein überragender zweiter Satz, als die Berlinerin die Weltranglisten-Erste phasenweise vorführte. Am Ende war es aber die amerikanische Titelverteidigerin, die sich nach 2:01 Stunden mit 7:6 (7:4), 1:6, 6:3 durchsetzte und eben nicht die couragiert aufspielende Deutsche.
„Es war ein sehr gutes, hochklassiges Match. Ein paar Punkte haben das Match entschieden. Und diese Punkte hat sie gemacht“, resümierte Lisicki, die zweieinhalb Wochen vor dem Fed-Cup-Halbfinale in Russland endlich wieder an ihre Leistungen vergangener Tage anzuknüpfen scheint. „Heute war nicht mein bester Tag. Ich habe nicht so gut serviert wie sonst und den Ball auch nicht gut getroffen. Alles, was ich machen konnte, war kämpfen“, betonte Williams nach dem 700. Sieg ihrer bemerkenswerten Karriere.
Vor der Partie hatte der Fernsehsender ESPN noch einmal die entscheidenden Szenen des letzten Duells der beiden gezeigt. Es war ein denkwürdiges Match. Im Achtelfinale von Wimbledon 2013 hatte Lisicki Williams' Traum von der Titelverteidigung auf dem bedeutendsten Rasen der Tennis-Welt in drei Sätzen beendet.
Vor dem Wiedersehen in Miami habe sie an eben dieses Spiel denken müssen, sagte Lisicki. Und eine erneute Überraschung war durchaus möglich. Beim Stand von 6:5 und 40:30 schlug die Nummer 21 der Weltrangliste zum Satzgewinn auf. Selbst als sie den Durchgang mit einem Doppelfehler noch abgab, blieb Lisicki hochkonzentriert, entschlossen und spielte anschließend einen zweiten Satz, wie es gegen eine Serena Williams schon lange keinem mehr gelungen ist.
Zwar verlor sie zu Beginn zum vierten Mal ihr Service, schaffte aber umgehend ein Re-Break zum 1:1. „Das ist ein ungewöhnliches Match. Man sollte denken, wenn Serena ihrer Gegnerin viermal den Aufschlag abnimmt, sollte die Partie vorbei sein“, bemerkte der ESPN-Experte und einstige Trainer von Andre Agassi, Brad Gilbert, beeindruckt. Während Lisicki ihrer Gegnerin in der Folgezeit dreimal den Aufschlag abnahm, stieg bei Williams sichtbar die Frustration. Sie warf ihren Schläger weg, bewegte sich schlecht, machte einfache Fehler.
Im Entscheidungssatz war die 19-malige Grand Slam-Gewinnerin jedoch wieder voll fokussiert. „Das Momentum war auf ihrer Seite. Aber ich wollte trotzdem stark bleiben und einfach meinen Aufschlag halten“, sagte Williams. Mit dem Break zum 2:0 gelang der siebenmaligen Miami-Siegerin letztlich die Vorentscheidung und der 16. Sieg nacheinander im Crandon Park Tennis Center. Im Halbfinale wartet nun Simona Halep aus Rumänien auf Williams.
Lisicki zog zehn Minuten nach Spielende trotz der Niederlage eine positive Bilanz der vergangenen Wochen. Bis Mitte März hatte sie nur ein Match in diesem Jahr gewonnen. In den vergangenen neun Begegnungen folgten dann jedoch gleich sieben Siege.
In Indian Wells stand Lisicki überraschend in der Vorschlussrunde, in Miami setzte sie ihren Aufwärtstrend fort und schaffte es unter die besten Acht. „Beide Turniere sind die größten nach den Grand Slams. Es war ein guter Anfang, endlich ein paar Früchte zu ernten von der Arbeit, die ich hineingesteckt habe. So kann's weitergehen.“