Lösbare Aufgabe für Kerber in Wimbledon - Pech für Mayer
London (dpa) - Los-Glück für Australian-Open-Königin Angelique Kerber und Co., schwierige Aufgabe für den bisher letzten deutschen Rasen-Gewinner Florian Mayer: Der Turniersieger von Halle muss zum Wimbledon-Auftakt gleich gegen den hoch gehandelten Österreicher Dominic Thiem ran.
Den Tennis-Aufsteiger und Weltranglisten-Achten bezwang Rasenspezialist Mayer zwar am vergangenen Samstag in zwei Sätzen. Dort war Thiem nach seinem Halbfinal-Einzug bei den French Open und dem Titel von Stuttgart aber angeschlagen.
Auch für Thiem ist der zweimalige Wimbledon-Viertelfinalist ein unangenehmer Gegner, obwohl Mayer eine lange Verletzungszeit durchmachen musste. „Das ist ein absolutes Hammerlos“, sagte Thiems Trainer Günter Bresnik, der einst auch Boris Becker betreute, der APA, und sieht seinen Schützling gar als leichten Außenseiter: „Alle Gesetzten hatten Mayer sicher ganz oben auf der Liste jener Spieler, auf die sie nicht in der ersten Runde kommen wollen.“
Rund fünf Monate nach ihrem Melbourne-Triumph und fünf Wochen nach ihrem frühen French-Open-Aus sollte die deutsche Nummer eins Kerber zwar vor der Britin Laura Robson ebenfalls gewarnt sein. Die Kielerin kann dem Auftakt beim dritten Grand-Slam-Turnier der Saison aber auch nach der Auslosung positiv entgegenblicken. „Wenn sie gut in das Turnier startet und die ersten zwei, drei Runden übersteht, kann sie sehr weit kommen“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner am Freitag. „Ich traue ihr alles zu.“ Wimbledon beginnt an diesem Montag.
Robson steht derzeit nur auf Nummer 294 der Weltrangliste. Im direkten Vergleich mit der gebürtigen Australierin führt Kerber mit 2:1, allerdings hat sie das einzige Duell auf Rasen vor fünf Jahren in Wimbledon verloren. Erst danach entwickelte sich die Norddeutsche zur Weltklassespielerin. „Sie ist lange verletzungsbedingt raus und hat noch nicht zu alter Form gefunden“, sagte Rittner über Robson.
Kerber will beweisen, dass die Erstrunden-Pleite in Paris nur ein Ausrutscher war. „Ich will in Wimbledon bei der Titel-Vergabe ein Wörtchen mitreden“, sagte die 28-Jährige, die als erste Deutsche seit Steffi Graf 1999 einen Grand-Slam-Titel geholt hatte. Gute Aussichten aufs Weiterkommen hat auch Andrea Petkovic. Die Darmstädterin spielt gegen Außenseiterin Nao Hibino aus Japan.
Die frühere Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki, die in einer Formkrise steckt, bekommt es mit Shelby Rogers aus den USA zu tun. „Für sie ist alles schwierig und jedes Match eine besondere Herausforderung, weil ihr das Selbstvertrauen fehlt“, sagte Rittner. Wie Mayer hatte auch Laura Siegemund Pech. Die Stuttgart-Finalistin bekam die an neun gesetzte Madison Keys aus den USA zugelost.
Nachdem sich Tatjana Maria erfolgreich durch die Qualifikation kämpfte, stehen insgesamt zehn deutsche Damen und sechs Herren im Hauptfeld. In der Herren-Konkurrenz trifft Philipp Kohlschreiber als Favorit auf den Franzosen Pierre-Hugues Herbert. Nachwuchshoffnung Alexander Zverev muss gegen Herberts Landsmann Paul-Henri Mathieu ran, gegen den er das bisher einzige Duell im Februar knapp verlor. Der 19-Jährige ist erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier gesetzt. In der dritten Runde wäre ein Aufeinandertreffen mit dem Tschechen Tomas Berdych möglich. Die deutschen Profis hoffen insgesamt auf ein besseres Abschneiden als 2015, als keiner das Achtelfinale erreichte.
Für den Schützling von Boris Becker, Novak Djokovic, beginnt die Titelverteidigung gegen den gebürtigen Londoner James Ward. Serena Williams startet gegen die Qualifikantin Amra Sadikovic aus der Schweiz. Holt die Amerikanerin ihren 22. Grand-Slam-Titel, würde sie mit Steffi Graf gleichziehen.