Manipulationsaffäre: Druck auf Verantwortliche wächst
Melbourne (dpa) - Nach den Enthüllungen über einen möglichen Tennis-Wettskandal wächst der Druck auf die Verantwortlichen, sich des Themas Manipulationen konsequenter anzunehmen.
Der Brite Andy Murray forderte, dass besonders der Nachwuchs mehr sensibilisiert und informiert werden müsse. „Ich denke, es ist wichtig, dass vor allem jüngere Spieler besser ausgebildet und mehr darauf hingewiesen werden, was sie in solchen Situationen machen sollten und wie eine Entscheidung die gesamte Karriere und den gesamten Sport beeinflussen kann“, sagte der Weltranglisten-Zweite in Melbourne.
Medienberichte von BBC und Buzzfeed über mögliche Spielabsprachen hatten den Auftakt der Australian Open überschattet. Den Veröffentlichungen zufolge sollen 16 Profis aus den Top 50 in den vergangenen zehn Jahren in Manipulationen verwickelt gewesen sein. Unter ihnen sogar der Sieger eines Grand-Slam-Turniers. Auch beim Klassiker in Wimbledon soll manipuliert worden sein. Acht der beschuldigten Spieler sollen jetzt in Melbourne dabei sein. Namen wurden allerdings zunächst nicht genannt.
Auch deshalb spielten die Enthüllungen am zweiten Tag der Australian Open keine ganz so große Rolle mehr noch am Vortag. „Ich würde gerne Namen hören“, meinte Roger Federer. „Dann wäre es endlich eine konkrete Sache, und man kann konkret darüber diskutieren“, sagte der Schweizer. „War es der Spieler? War es sein Team? Wer war es? War er es vorher schon einmal? War es ein Doppel- oder ein Einzelspieler? Welcher Grand Slam?“
Doch weil weiter keine Namen bekannt sind, bleibt vieles vorerst vage. Dass das Thema Wetten im Tennis generell ein Problem darstellt, wollte aber niemand bestreiten. Ex-Profi Andy Roddick twitterte, ein anderer ehemaliger Spieler habe ihm geschrieben, er könne problemlos acht bis neun der Beschuldigten nennen.
Kein gutes Licht wirft es deshalb auf die Verantwortlichen, dass sie zur Steigerung ihrer Einnahmen Sponsorendeals mit Wettanbietern abschließen. „Ich denke, das ist ein bisschen heuchlerisch“, sagte Murray. „Ich glaube, die Spieler dürfen nicht von Wettanbietern gesponsert werden, aber die Turniere wohl. Das ist ein bisschen komisch“, sagte der Olympiasieger von 2012.
Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic aus Serbien hatte entsprechende Werbeverträge kritisiert. So haben zum Beispiel auch die Australian Open in diesem Jahr eine Vereinbarung mit einem Wettanbieter. Auch das Hamburger Turnier wurde lange von einem Wettanbieter gesponsert. „Es ist ein schmaler Grat. Ja, ich würde sagen, es ist grenzwertig“, sagte Djokovic.
Australiens Tennis-Legende John Newcombe forderte harte Strafen für Spieler, die in Wettmanipulationen verstrickt sind. „Sie sollten lebenslang aus dem Spiel geworfen werden“, sagte der siebenmalige Grand-Slam-Turniersieger der Tageszeitung „Herald Sun“. „Es ist wie Krebs. Wenn du es nicht stoppst, breitet es sich weiter aus“, sagte der 71-Jährige.