Murray sieht Djokovic als Favoriten
Melbourne (dpa) - Boris-Becker-Schützling Novak Djokovic sieht „keinen klaren Favoriten“, für den von Amélie Mauresmo trainierten Andy Murray wäre ein Sieg eine „Trendwende“.
Vor dem Duell der guten Kumpels im Endspiel der Australian Open am Sonntag in Melbourne üben sich beide Protagonisten in Zurückhaltung.
„Ich habe hier noch nie gegen ihn gewonnen. Die letzten vier oder fünf Matches gegen ihn habe ich alle verloren. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist. Aber es wird sehr, sehr schwer“, sagte der 27 Jahre alte Murray vor der Auseinandersetzung mit dem nur eine Woche jüngeren Turniersieger von 2008, 2011, 2012 und 2013.
Wenn jedoch die Erkenntnisse der vergangenen zwei Wochen beim ersten Grand-Slam-Kräftemessen der neuen Saison nicht täuschen, wirkt Murray konstanter und gefestigter. Der Schotte hatte knifflige Aufgaben zu überstehen: im Achtelfinale gegen den aufstrebenden Scharapowa-Freund Grigor Dimitrow aus Bulgarien, im Viertelfinale gegen ein komplettes Stadion und den australischen Shootingstar Nick Kyrgios und in der Vorschlussrunde gegen Nadal-Bezwinger Tomas Berdych aus Tschechien.
„Ich habe bisher gutes Tennis gespielt bei diesem Turnier und ich hoffe, dass das im Finale wieder der Fall sein wird“, sagte der US-Open-Sieger von 2012 und Wimbledon-Champion von 2013. Nach seinem Sieg gegen Berdych hatte er einen Tag mehr Pause als Djokovic, der sich am Freitag bei seinem holprigen Fünfsatz-Sieg gegen Titelverteidiger Stan Wawrinka schwer tat, körperlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war und teils ungewohnte Fehler produzierte.
Ein Jahr nach dem Beginn seiner Zusammenarbeit mit Becker weiß der Serbe aber natürlich auch um die historische Bedeutung eines möglichen fünften Australian-Open-Triumphes - was in der Geschichte des Profi-Tennis noch kein Spieler geschafft hat. „Offensichtlich liebt er den Platz und die Bedingungen hier. Für ihn wäre es sicher eine unangenehme Überraschung, wenn ich hier gewinnen würde“, sagte Murray, der im direkten Vergleich mit 8:15 hinten liegt.
2011 und 2013 unterlag er Djokovic in Melbourne jeweils im Endspiel, 2012 im Halbfinale. Bei seinen beiden bisherigen Grand-Slam-Titeln wiederum setzte er sich gegen Djokovic jeweils im Finale durch. Nach dem frühen Aus von Roger Federer und Rafael Nadal dürfen sich die Fans jedenfalls auf das bestmögliche Endspiel freuen.
Und unabhängig vom Ausgang steht jetzt schon fest: In der neuen Weltrangliste am Montag werden Djokovic, Federer, Nadal und Murray wieder die alte Hackordnung herstellen und die Top Four bilden. Gewinnt Murray im Finale, verdrängt er Nadal sogar von Platz drei.