Nach Zverev scheitert auch Kohlschreiber in Hamburg

Hamburg (dpa) - Das Halbfinale beim Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum findet ohne deutsche Spieler statt. Der topgesetzte Philipp Kohlschreiber scheiterte als letzter von sieben gestarteten Deutschen.

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Der 32-jährige Augsburger kassierte im Viertelfinale eine 6:1, 0:6, 5:7-Niederlage gegen den Weltranglisten-153. Renzo Olivo aus Argentinien. In der 1:50 Stunden langen Partie verspielte die Nummer 22 der Tenniswelt eine 5:3-Führung im dritten Satz und vergab zwei Matchbälle. „Das ist eine dieser Niederlagen, die sehr wehtun“, sagte Kohlschreiber. „Ich würde jetzt den Schläger am liebsten erst einmal wegstellen.“ Er verspüre gerade keine große Lust, am Samstag zum nächsten Sandplatzturnier nach Kitzbühel zu reisen.

Der diesjährige München-Champion hatte schon in den zwei Runden zuvor gegen Argentinier der zweiten Reihe über drei Sätze gehen müssen, hatte sich gegen Carlos Berlocq (6:3, 6:7 (5:7), 6:3) und Nicolas Kicker (4:6, 6:1, 6:2) aber jeweils durchgekämpft. Gegen Olivo, den am niedrigsten Platzierten dieses Trios, lag die deutsche Nummer eins zunächst souverän auf Siegkurs. Aber dann folgte in Satz zwei ein kompletter Einbruch des Routiniers, der bereits die ganze Turnierwoche über enorm schwankende Leistungen gezeigt hatte.

„Ich habe irgendwie nie meine Leichtigkeit gefunden“, sagte Kohlschreiber. Trotzdem schien in Durchgang drei wieder alles nach Plan zu laufen. „Aber am Ende hat es mir an Courage gefehlt, ich habe es verpasst, den Todesstoß zu setzen. Ich bin an mir selbst gescheitert“, sagte er selbstkritisch und klagte über „zu viele Verlegenheitsbälle und nervöse Stopps“.

Hamburg mit seinem langsamen Sand bleibt damit weiter nicht das Lieblingsturnier Kohlschreibers, obwohl er fünf seiner sieben ATP-Titel auf deutschem Boden gewann. Bei nunmehr zwölf Teilnahmen in der Hansestadt erreichte er nur einmal das Halbfinale (2014).

Sein Aus war aus deutscher Sicht die zweite große Enttäuschung bei dem mit 1,39 Millionen Euro dotierten ATP-Event der 500er Serie. Der Hamburger Alexander Zverev war bei den 110. German Open bereits in der ersten Runde ausgeschieden. 23 Jahre nach dem Triumph des heutigen Turnierdirektors Michael Stich wird es abermals keinen deutschen Sieger am Rothenbaum geben. Dabei war die Chancen in dem dünn besetzten Feld ohne Top-20-Spieler so groß wie selten zuvor.

Der überwältigte Olivo entschuldigte sich beim Publikum für seinen Sieg: „Es tut mir wirklich sehr leid, ich weiß, ihr liebt Kohli.“ Zugleich freute sich der 24-Jährige über „den größten Erfolg meiner Karriere.“ Er trifft in der Vorschlussrunde auf den an Nummer drei gesetzten Pablo Cuevas aus Uruguay.