Nadal-Pleite in New York - Serena Williams mit Mühe weiter

New York (dpa) - Mit hängendem, total verschwitztem Kopf schlich Rafael Nadal um halb zwei am Samstagmorgen in die Katakomben des Arthur-Ashe-Stadiums von New York.

Die ehemalige Nummer eins der Tennis-Welt hatte über 3:46 Stunden ein fantastisches Match geliefert, eine tolle Leistung geboten - und wird doch erstmals seit langem am Saisonende ohne einen Grand-Slam-Titel dastehen. Seit 2005 gewann Nadal jedes Jahr mindestens eines der vier großen Turniere. Die lange Erfolgsserie riss in der dritten Runde der US Open mit 6:3, 6:4, 4:6, 3:6, 4:6 gegen den Italiener Fabio Fognini. „Das war kein Match, das ich verloren habe - sondern er hat es gewonnen“, sagte Nadal, dem auch die Unterstützung von Golf-Star Tiger Woods in der Spielerbox nicht half.

Es war zudem eine bittere Premiere: Noch nie verlor Nadal bei einem Grand-Slam-Turnier ein Match nach einer 2:0-Satzführung. Gegen Fognini lag der 29-Jährige im dritten Satz zudem schon 3:1 vorn. „Gegen Rafa muss man dann vielleicht nach Lourdes pilgern“, scherzte Fognini. Der Weltranglisten-32. riskierte stattdessen alles, lieferte eine grandiose Late-Night-Show mit 70 Gewinnschlägen und besiegte Nadal zum dritten Mal in diesem Jahr. Fognini revanchierte sich auch für die jüngste Niederlage beim Finale des Turniers in Hamburg.

Der auf Platz acht der Weltrangliste zurückgefallene Linkshänder aus Mallorca hatte sich vor der Partie gegen Krisengerede gesträubt - und tat dies auch danach. „Mein Kopf erlaubt mir, bis zum Ende zu kämpfen. Das habe ich eine Weile vermisst“, sagte Nadal zur Begründung und sah die Niederlage nicht als außergewöhnlich schlimme an. Doch nach der Zweitrundenpleite in Wimbledon gegen den deutschen Profi Dustin Brown erlebte Nadal auch in Flushing Meadows ein frühes Aus - dort holte er 2010 und 2013 den Titel und stand 2011 im Finale. Bei den French Open musste sich der neunmalige Champion bereits im Viertelfinale beugen, ebenso bei den Australian Open.

Dass seine lange Grand-Slam-Titelserie vorbei ist, bedeute vor allem, dass er schlechter gespielt habe als in den vergangenen zehn Jahren, unterstrich das Kraftpaket. Nadal will nun diese Saison gut zu Ende bringen und zeigen, dass er nicht weiter auf dem Weg nach unten ist.

Eine weitere Zitterpartie lieferte auch Serena Williams, die Nummer eins schaffte es mit dem 3:6, 7:5, 6:0-Erfolg im US-Duell gegen Bethanie Mattek-Sands aber anders als Nadal in das Achtelfinale. Damit ist weiterhin der Grand Slam möglich - was für Serena Williams selbst gar nicht das Wichtigste im Leben ist. „Ich glaube, die Leute denken daran mehr als ich, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich das mehr als alles andere brauche“, sagte die 33-Jährige.

Die vier bedeutendsten Turniere in einem Kalenderjahr hatte zuletzt Steffi Graf 1988 gewonnen. Williams hatte in Wimbledon zum zweiten Mal in ihrer Karriere alle Grand-Slam-Turniere nacheinander für sich entschieden und ihren persönlichen Serena Slam vollendet. „Das hat mir wirklich viel bedeutet. Bei dem Turnier war ich oft am Rande des Abgrunds. Dieses Gefühl habe ich diesmal nicht“, sagte die Nummer eins. Serena Williams bestritt, vor den 23 000 ihr überwiegend gewogenen Fans wieder so nervös gewesen zu sein wie in der zweiten Runde gegen die Niederländerin Kiki Bertens.

Am Sonntag trifft Serena Williams auf die Amerikanerin Madison Keys. Im Viertelfinale ist ein Duell mit Schwester Venus Williams möglich, falls sich die 35-Jährige gegen Qualifikantin Anett Kontaveit aus Estland durchsetzt.

Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic aus Serbien bekommt es nach dem 6:3, 7:5, 7:5 über den Südtiroler Andreas Seppi mit dem Spanier Roberto Bautista Agut zu tun, Titelverteidiger Marin Cilic aus Kroatien trifft auf den Franzosen Jérémy Chardy. Auf Nadal-Bezwinger Fognini wartet in seinem ersten US-Open-Achtelfinale in Feliciano Lopez erneut ein spanischer Linkshänder.