Nadal und Federer bestehen erste Härtetests
Melbourne (dpa) - Nach dem bestandenen Härtetest schrie Rafael Nadal seine Freude in den kühlen Abend-Himmel von Melbourne. Voller Erleichterung sprang der Weltranglisten-Erste energiegeladen in die Luft.
Der Spanier war froh, den Japaner Kei Nishikori in mehr als drei Stunden niedergerungen zu haben. Die Reaktion von Roger Federer nach seiner Tennis-Gala gegen Jo-Wilfried Tsonga fiel deutlich gelassener aus. Eine geballte Faust, ein stolzer Blick in Richtung seines neuen Trainers Stefan Edberg - das war es, was der Schweizer nach seinem unerwartet souveränen Dreisatzsieg im Achtelfinale der Australian Open an öffentlichen Emotionen zeigte.
Federer weiß, dass der erhoffte Gang ins Endspiel von Melbourne steinig bleibt. „Wenn er das Ding hier gewinnt, war es vielleicht der schwerste Weg zu einem Titel, den es bei einem Grand Slam je gab“, sagte der frühere Weltklassespieler Mats Wilander. Im Viertelfinale wartet auf den Rekord-Grand-Slam-Turnier-Sieger jetzt Andy Murray. Der Wimbledonsieger bezwang den französischen Lucky Loser Stephane Robert mit 6:1, 6:2, 6:7 (6:8), 6:2. Nadal bekommt es mit dem Bulgaren Grigor Dimitrow zu tun.
Für Dimitrows prominente Freundin Maria Scharapowa kam bei den Damen dagegen völlig überraschend das Aus. Die Russin unterlag Dominika Cibulkova aus der Slowakei mit 6:3, 4:6, 1:6. Damit scheint der Weg frei für Victoria Asarenka. Die Titelverteidigerin aus Weißrussland hatte beim 6:3, 6:2 gegen die Amerikanerin Sloane Stephens überhaupt keine Schwierigkeiten.
Alles offen ist bei den Herren. Nachdem Novak Djokovic am Sonntag als erster der Favoriten das Viertelfinale erreicht hatte, zogen die Herausforderer am Montag nach. Vor allem Federer setzte dabei eine deutliche Duftmarke. Der von vielen Experten bereits abgeschriebene Schweizer bezwang Tsonga in gerade einmal 1:52 Stunden mit 6:3, 7:5, 6:4 und beeindruckte mit einer sehr aggressiven Vorstellung.
Federer machte 83 Prozent seiner Punkte, wenn er ans Netz ging. „Mein Plan ist heute sehr gut aufgegangen“, sagte der viermalige Melbourne-Champion. Sein neuer Coach Edberg nahm die offensive Glanzleistung erfreut zur Kenntnis. „Er war sehr zufrieden mit meiner Leistung heute, das freut mich natürlich auch“, sagte Federer, der im vergangenen Jahr eine lange Durststrecke durchzumachen hatte.
„Ich bin froh, wieder im Viertelfinale zu sein“, sagte der Eidgenosse, nachdem er zuletzt in Wimbledon und bei den US Open frühzeitig gescheitert war. Er steht zum 41. Mal in der Runde der letzten Acht und stellte damit den Rekord des Amerikaners Jimmy Connors ein. In der ausverkauften Rod Laver Arena gestattete Federer dem Franzosen lediglich einen Breakpunkt. Doch beim Stand von 4:3 überstand er die einzige kritische Phase der Partie und machte den Sieg wenig später mit dem zweiten Matchball perfekt.
Mit weitaus mehr Widrigkeiten hatte Nadal beim 7:6 (7:3), 7:5, 7:6 (7:3) zu kämpfen. Zum einen behinderte den Mallorquiner eine große Blase an der Schlaghand, zum anderen lieferte Nishikori eines der besten Spiele seiner Karriere ab. „Er hat fantastisch gespielt“, lobte Nadal, der noch mit weiteren Problemen zu kämpfen hatte.
Erst ging beim Iberer der Schuh kaputt, so dass er aus der Kabine Ersatz beschaffen musste. Und dann belegte ihn die griechische Schiedsrichterin Evanthia Asderaki auch noch mit zwei Verwarnungen, weil er sich zwischen den Ballwechseln zu viel Zeit ließ. „Es geht hier nicht um Regeln, die akzeptiere ich“, sagte Nadal, der von den Referees insgesamt mehr Verständnis für die Situation der Spieler auf dem Platz forderte. „Wir brauchen Schiedsrichter, die das Spiel verstehen“, schimpfte die Nummer eins der Welt. Dass er trotz aller Hindernisse auch gegen Nishikori ohne Satzverlust blieb, war ein weiterer Beweis für Nadals außergewöhnliche Verfassung.
In welcher Form sich Murray wirklich befindet, wird erst das Viertelfinal-Duell mit Federer zeigen. Gegen den Franzosen Robert gab der Schotte zwar einen Satz ab, ernsthaft in Gefahr geriet er aber nicht. „Für die meiste Zeit war es sehr ordentlich“, sagte Murray, der sich auf den Vergleich mit Federer freut. „Es ist immer etwas Besonderes, gegen ihn zu spielen.“
Völlig überraschend beendet sind die Australian Open für Scharapowa. Die Nummer drei der Welt wurde gegen Cibulkova von ihrem Körper ausgebremst. Dieses Mal machte ihr eine Hüftverletzung zu schaffen. Nach dem Aus von Topfavoritin Serena Williams konnte die Russin die vermeintlich große Titelchance nicht nutzen.