Petkovic besiegt Görges und bekommt Wimbledon-Wildcard

Nürnberg (dpa) - Nach fast eineinhalb Jahren voller Rückschläge geht es wieder deutlich aufwärts für Andrea Petkovic.

Die ehemalige Nummer neun der Tenniswelt schlug beim WTA-Heimspiel auf dem Nürnberger Sand im deutschen Duell ihre Freundin Julia Görges überraschend klar mit 6:1, 7:5 und schaffte damit den Einzug ins Viertelfinale. Obendrein gaben ihr die Wimbledon-Chefs die ersehnte Wildcard fürs Rasen-Großereignis, das am 24. Juni in London beginnt.

„Ein wunderschöner Moment“ sei das, betonte Petkovic - und trifft am Donnerstag gleich auf die nächste Deutsche. Dann stellt sich ihr Annika Beck entgegen, die ihr Achtelfinale gegen die Italienerin Karin Knapp souverän mit 6:4, 6:2 für sich entschied.

Ganze 67 Plätze in der Weltrangliste trennen Petkovic (103) und Görges (36) derzeit - und doch war die im Ranking besser platzierte Frau aus Schleswig-Holstein diesmal keine ebenbürtige Kontrahentin für eine erstarkte Petkovic. „Ich weiß nicht, ob's die alte Petkovic ist. Vielleicht wird's die nie wieder geben, vielleicht gibt's eine brandneue Petkovic“, analysierte die wortgewandte Viertelfinalistin, die zuletzt von zahlreichen Verletzungen zurückgeworfen worden war.

Ob sie jetzt sogar den Turniersieg in Angriff nehme? Wollte sie nicht sagen. „Der beste Einstieg ist, wenn ich nicht all zu viel von mir erwarte. Das muss ich jetzt auch nach den zwei Runden aufrecht erhalten“, kommentierte sie. Bei erstmals gutem Wetter nach zwei durchweg regnerischen Turniertagen im Frankenland hatte Görges den harten und zielgenauen Power-Schlägen der Hessin selten etwas entgegenzusetzen. Hinzu kamen bei der 24-Jährigen grobe Patzer beim eigenen Aufschlag: Allein im ersten Satz kassierte Görges drei Breaks, mehrmals durch unnötige Doppelfehler selbst verschuldet.

Die kampf- und spielstarke Petkovic zauberte viele der Tugenden auf den fränkischen Sand zurück, die sie 2011 zwischenzeitlich bis in die Top 10 der Weltrangliste gebracht hatten. Selbst eine kritische Phase im ersten Satz, als Görges zwei Breakbälle hatte, überstand sie unbeschadet und sicherte sich den Spielgewinn. Zu Beginn des zweiten Durchgangs, als Görges ihr das Aufschlagsspiel abnehmen konnte, konterte die Fed-Cup-Spielerin vor den Augen von Bundestrainerin Barbara Rittner prompt cool mit dem nächsten eigenen Break. Nach 83 Minuten nutzte Petkovic schließlich ihren vierten Matchball.

Gewinnt sie weiter, könnte es im Halbfinale zum Duell mit der topgesetzten Serbin Jelena Jankovic kommen. Die Weltranglisten-16. gewann ihr Achtelfinale gegen die Schwedin Johanna Larsson 6:2, 6:0.

Grund zur Freude hatte Petkovic schon vor ihrem Sieg, als sie aus heiterem Himmel die Nachricht der Wimbledon-Wildcard erreichte. Rittner und Petkovic' Mutter wurden von WTA-Supervisor Fabrice Chouquet informiert - und eilten sofort zur Darmstädterin, die jubelnd alles und jeden in der näheren Umgebung herzte. Automatisch qualifiziert für die Grand Slams ist Petkovic nach all ihren monatelangen Wehwehchen als nur noch Nummer 103 der Welt längst nicht mehr, auch deshalb setzte sie ihre Hoffnungen in den Beistand der Turnierorganisatoren. Und tatsächlich beglückten sie die Briten mit einer von insgesamt acht Nicht-Qualifikations-Startplätzen.

Zuletzt bei den French Open war Petkovic eine Wildcard noch verwehrt worden. Ende Mai ging die 25-Jährige deshalb den steinigen Weg über die Qualifikation, verlor aber schon ihr zweites Match gegen die weitgehend unbekannte Chinesin Yi-Miao Zhou - und war psychisch endgültig down. „Enttäuschung, Traurigkeit und Wut“ habe sie verspürt, erzählte Petkovic dieser Tage am Rande des Nürnberger Turniers. Mit dem Sieg am Sonntag beim zweitklassigen ITF-Event in Marseille kehrte ihr Lächeln zurück - jetzt wird es immer breiter.