Petkovic hofft auf Olympia - Kein Start um jeden Preis

Darmstadt (dpa) - Für ihren „größten Traum“ will Andrea Petkovic nicht mehr alles riskieren. Seit Anfang des Jahres plagt sich Deutschlands Tennisstar mit Verletzungen herum, bangt um ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen in London und einen möglichen Mixed-Start mit Tommy Haas.

„Olympia ist, glaube ich, noch realistisch“, sagte die Weltranglisten-18. der Nachrichtenagentur dpa in Darmstadt. „Aber ich werde es nicht unter allen Umständen spielen.“

Denn die 24-Jährige hat ihre Lehren aus den Rückschlägen gezogen, will stärker auf ihren Körper hören und sich nicht um jeden Preis auf den Court quälen. „Ein bis zwei Wochen vorher muss ich unter Wettkampfbedingungen trainieren können“, sagt Petkovic. Sonst sei ein Start nicht sinnvoll und das Risiko einer neuen Verletzung zu groß. Zumal das olympische Turnier auf Rasen ausgetragen wird. „Rasen ist schwieriger als Sand - man rutscht mehr weg.“

Und „Petkos“ Leidensgeschichte soll unter keinen Umständen noch weiter fortgesetzt werden. Ende 2011 schon angeschlagen, musste sie im Januar die Australian Open wegen eines äußerst seltenen Ermüdungsbruchs im Rücken absagen. Kaum erholt, knickte sie Ende April beim WTA-Turnier in Stuttgart um. Dabei hatte sie gegen die damalige Weltranglistenerste Wiktoria Asarenka gerade erst zurück ins Spiel gefunden.

Dass die Bänder kaputt waren, habe sie beim ersten Blick auf den Fuß sofort gewusst, sagt sie. „Ich habe nur gedacht: Nicht heulen, nicht heulen, nicht heulen.“

Die French Open konnte sie nur im Fernsehen schauen. Wimbledon ist gelaufen - und Petkovic am Boden. Zuvor Liebling der Medien, fühlte sie sich in einem ihrer schwärzesten Momente von der Presse unfair behandelt. Als ob man ihr selbst die Schuld an ihrem Verletzungspech geben würde, so empfand sie die Berichterstattung - und gab fortan keine Interviews mehr.

Das ist gut sieben Wochen her und Petkovic hat sich berappelt. Sie hat den Studiengang gewechselt - von Politik zu Philosophie und Literaturwissenschaften und: „Ich bin geduldiger geworden durch die Verletzungen.“ Ans Aufhören habe sie nie gedacht. Nur als der Rücken partout nicht besser werden wollte, da hatte sie echte Angst um ihre Karriere. Aber sie habe auch wieder gespürt, mit wie viel Biss sie sich zurückkämpfen wolle.

Und stärker sei sie geworden, „mental auf jeden Fall“, glaubt Petkovic. „Ich habe das Gefühl, nichts kann mich umhauen. Gib mir einen Genickbruch und eine Schulter-OP - ich komme da raus.“

Aber auch bis zum 27. Juli, wenn in London die Olympischen Spiele eröffnet werden? Nachdem das rechte Sprunggelenk operiert wurde, steckt die 24-Jährige jetzt in Darmstadt und Offenbach mitten im Aufbautraining. Reha von 8.00 bis 14.00 Uhr, Mittagessen bei Mama, dazu Massagen. Sie trägt einen Spezialschuh, der den Knöchel stützt - und trotzdem wollte die Wunde zunächst nicht recht verheilen.

Doch mittlerweile sieht Petkovic Fortschritte und steht nachmittags für erste Schlagübungen auf dem Platz. „Mein Rücken ist super, da spüre ich gar nichts mehr“, sagt sie. „Ich habe das Selbstvertrauen, dass ich wieder da hinkomme, wo ich war.“