Petkovic kann wieder jubeln - „Angst überwunden“
Nürnberg (dpa) - Echten Grund zur Freude hatte Andrea Petkovic in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht so oft. Also genoss die verletzungsgeplagte Hessin ihren ersten Turniersieg nach all den Rückschlägen derart frenetisch, als hätte sie noch nie Größeres erlebt in ihrer Tennis-Karriere.
„Wer hätte das gedacht? Ich bin sauglücklich!“, postete die 25-Jährige auf Facebook - samt Jubelposen-Bild mit sich und ihrem Trainer Petar Popovic. Dabei war es lediglich ein zweitklassiges ITF-Event in Marseille gewesen, das Petkovic für sich entschieden hatte - unmittelbar vor dem WTA-Heimspiel in Nürnberg in dieser Woche. Keine große Sache eigentlich für eine Frau, die schon mal auf Rang neun der Weltrangliste stand und reihenweise für wesentlich spektakulärere Schlagzeilen sorgte. Doch vor allem ihr permanent lädiertes Knie hat Petkovic dankbar werden lassen auch für kleine Erfolgserlebnisse.
„Ich bin sehr erleichtert, dass mein Körper fünf Spiele am Stück unbeschwert überstanden hat. Alles hat gehalten - auch das Knie“, bekannte Petkovic am Montag. „Ich habe viel Selbstvertrauen getankt, vor allem in meinen Körper. Ich kann behaupten, dass ich die Angst überwunden habe, mich wieder zu verletzten. Dass ich mich jetzt wieder bewege wie in meinen besten Momenten.“ Dabei schien Petkovic das Pech lange Zeit regelrecht anzuziehen. Meniskuseinriss, Ermüdungsbruch, Sprunggelenkverletzung - schon 2012 war die Darmstädterin fast acht Monate zum Zuschauen verdammt.
Nach einer neuerlichen Knieblessur stieg sie erst verspätet in die neue Saison ein - und verlässlich ging's weiter mit den Rückschlägen. „Natürlich hatte ich viele Zweifel. Meine große Angst war, ob ich jemals wieder so gut spielen kann wie früher.“ Konnte sie erstmal nicht. Bei den WTA-Turnieren in Indian Wells und Madrid flog sie ebenso schon in der Qualifikation raus wie bei den French Open.
In Miami und Stuttgart kam sie nicht über die Runde der letzten 32 Profis hinaus. In Charleston zog sie immerhin ins Achtelfinale ein - ehe Petkovic wieder der anfällige Körper einen Strich durch die Rechnung machte: Mit einer Wadenzerrung musste sie aufgeben. Enttäuschung, Traurigkeit „und Wut“ verspürte sie, war gefühlsmäßig im Keller. Dann kam Marseille - das Lächeln kehrte zurück, auch in der Weltrangliste geht es wieder aufwärts: von Rang 136 auf 103.
Nun steht die neue Sandplatzveranstaltung in Nürnberg auf ihrem Tourkalender, wohl am Dienstag muss sie in ihrem Erstrundenmatch gegen die Schwedin Sofia Arvidsson ran. „Wir Deutschen sind immer Feuer und Flamme, wenn wir vor heimischem Publikum spielen dürfen“, meinte Petkovic. In Nürnberg ist sie eine von vier Lokalmatadorinnen. Schon in Runde zwei könnte sie im deutschen Duell auf Mitfavoritin Julia Görges treffen, die ihren Auftakt gegen die Rumänin Alexandra Cadantu bestreitet. Petkovic, in Nürnberg eher Außenseiterin, betonte am Montag schon mal: „Ich habe immer hohe Erwartungen an mich.“
Für Dienstag ist in der fränkischen Metropole zumindest etwas besseres Wetter angekündigt als das noch am Montag der Fall war. Stundenlanger Regen machte das Tennisspielen zum Auftakt unmöglich - am Abend schließlich verschoben die Veranstalter auch das erste Match der Deutschen Annika Beck gegen die Russin Nina Brattschikowa.