Petkovic will Top Ten halten - Olympia mit Haas?
Darmstadt (dpa) - Andrea Petkovic hat 2011 viel erlebt. Höhen, wie den Sprung in die Top Ten - und Tiefen, wie die Knieverletzung am Ende der Saison. 2012 will die deutsche Nummer eins ihre Position unter den besten zehn Tennisspielerinnen behaupten und bei Olympia mit Tommy Haas glänzen.
Andrea Petkovic war völlig verblüfft. Dass sich das Interesse an ihrer Person nach ihrem kometenhaften Aufstieg in diesem Jahr deutlich verstärkt hat, war der 24-Jährigen bewusst. Dass sich aber mehr als 30 Journalisten im engen Clubhaus des TEC Darmstadt versammelt hatten, um der ersten von Petkovic selbst organisierten Pressekonferenz beizuwohnen, hatte die Hessin dann doch nicht gedacht. „Ich hatte es kleiner erwartet“, sagte Petkovic und schaute ungläubig in die Runde.
Noch immer scheint die Nummer zehn der Welt manchmal nicht ganz zu realisieren, was sie in den vergangenen Monaten geleistet hat. Bei drei von vier Grand-Slam-Turnieren im Viertelfinale, Turniersieg in Straßburg und Auslöser eines neuen kleinen Tennis-Booms in Deutschland. „Es ging alles sehr schnell. Ein bisschen so wie mit der Vorspultaste“, sagte Petkovic.
Sportlich hat die Darmstädterin 2011 den Sprung in die Weltspitze geschafft, zumindest die erweiterte. „Dem Kreis der Top Five oder der Grand-Slam-Champions fühle ich mich noch nicht zugehörig“, sagte Petkovic, weshalb sie für 2012 auch noch nicht mit dem Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier rechnet. „Ganz so weit bin ich glaube ich noch nicht.“
Ihr Trainer Petar Popovic ist da weitaus optimistischer. „Andrea kann im nächsten Jahr große Titel gewinnen“, sagte der Serbe. Sollte sein Schützling tatsächlich in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York triumphieren, würde der Coach sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Frage, ob er dann den berühmten Petko-Dance hinlegen würde, beantwortete Popovic wie aus der Pistole geschossen. „Natürlich! Nackt!“
Wie immer bei Andrea Petkovic ging es also auch wieder lustig zu. Doch neben dem sportlichen Aufstieg hat das Jahr 2011 bei der deutschen Nummer eins besonders eines bewirkt - sie ist ernster und nachdenklicher geworden. Auch professioneller, wie ein Pressesprecher und die Zusammenarbeit mit dem Steffi-Graf-Berater Jörg Fischer belegen.
Vor allem die letzten Wochen der Saison haben die Hessin geprägt. Kurz vor den US Open hatte sie sich einen Meniskuseinriss im rechten Knie zugezogen. Wie sich jetzt herausstellte, war auch die Patellasehne entzündet. Gegen den Rat ihres kompletten Umfeldes ging Petkovic dennoch wochenlang weiter auf den Platz, riskierte damit eine noch schwerere Verletzung.
Erst als mit der Finalniederlage in Peking der Traum von der WM-Teilnahme platzte, kam sie zur Besinnung. „Danach ist die Anspannung von mir abgefallen. Als ich keine Ziele mehr hatte, hat ein Umdenken bei mir eingesetzt“, erzählte Petkovic. Erstmals gab sie zu, selbst auch „Angst“ gehabt zu haben, „dass alles schnell vorbei sein kann“.
Sechs, sieben Jahre werde sie hoffentlich noch spielen, diese Zeit gelte es zu genießen. Für die Zukunft hat sie sich daher vorgenommen, „etwas vernünftiger zu werden“. Ganz ablegen wird sie ihr Temperament zwar nicht, und das ist auch gut so. „Aber ich werde ein bisschen eher in meinen Körper hineinhören“, versprach die zweifache Turniersiegerin, die sich „höchstens von Steffi Graf“ reinreden lassen würde.
Dennoch wird es bei Petkovic auch 2012 wieder Vollgas geben. Der Status quo soll auf jeden Fall beibehalten werden. „Ich mache meine Ziele nicht von Resultaten abhängig. Aber ich wäre schon enttäuscht, wenn ich aus den Regionen, in denen ich im Moment stehe, rausfallen würde“, sagte sie.
Und dann ist da ja noch der „Kindheitstraum“ Olympia, wo sie am liebsten mit einem ganz besonderen Partner im Mixed antreten würde - Tommy Haas. „Ich kenne ihn zwar kaum, aber ich bewundere ihn sehr. Ich kenne niemanden, der so hart arbeitet wie er“, sagte die Trainingsweltmeisterin. Passen würde das Duo also auf jeden Fall.