Petkovics Glücksgefühle in Miami
Miami (dpa) — Glücksgefühle unter südlicher Sonne: Andrea Petkovic steht beim Tennis-Hartplatzturnier von Miami überraschend in der dritten Runde.
In ihrem vierten Match des Jahres lag die mit einer Wildcard gestartete Darmstädterin gegen die favorisierte Marion Bartoli mit 6:3, 4:1 vorn, ehe die französische Nummer zehn der Setzliste wegen einer Verletzung am linken Knöchel aufgab. „Für mich ist derzeit jedes Match etwas Besonderes“, sagte Petkovic nach ihrem Erfolg der Nachrichtenagentur dpa.
Die 25-Jährige lächelte und redete endlich mal wieder so unbeschwert, wie zu ihren besten Zeiten. Zwei Siege nacheinander — das hatte es für die von Verletzungen so stark geplagte Hessin zuletzt Anfang November beim Turnier im indischen Pune gegeben.
Gegen Bartoli deutete zunächst nichts darauf hin, dass Petkovic zu ihrem vierten Sieg im sechsten Duell mit der Rechtshänderin kommen würde. Nach einem Aufschlagverlust lag sie 1:3 und 0:30 hinten. Dann gewann „Petko“ neun der nächsten zehn Spiele, ehe Bartoli aufgab. „Bis dahin war ich sehr, sehr zufrieden mit meinem Spiel, habe, glaube ich, taktisch schlau gespielt, immer wieder den Platz geöffnet und ab und zu auch mal einen Slice eingestreut“, resümierte Petkovic.
Die 25-Jährige hat nun sogar gute Chancen auf das Achtelfinale bei dem mit 4,2 Millionen Dollar dotierten Event. Zwar ist Petkovic nach ihrem Meniskusriss Ende Dezember und der anschließenden zweitmonatigen Pause in der Weltrangliste auf Platz 162 abgerutscht, doch Drittrunden-Gegnerin Ajla Tomljanovic wird noch 80 Positionen hinter ihr geführt. Die Kroatin hatte sich überraschend mit 7:6 (7:4), 6:2 gegen Julia Görges durchgesetzt. „Wer eine Jule Görges schlägt, muss gut sein“, betonte Petkovic.
Sie will sich von der Schleswig-Holsteinerin Tipps für das Match gegen Tomljanovic geben lassen und auch Barbara Rittner um Rat fragen. Die Teamchefin der Fed-Cup-Mannschaft hatte sich das Spiel von Görges angeschaut. „Es sind viele neue Spielerinnen dazugekommen, die ich einfach nicht kenne“, meinte Petkovic. Ihr sei es lieber, sagt sie, gegen eine Akteurin aus den Top 20 zu spielen. Denn dann wisse sie genau, worauf zu achten ist. „Aber andererseits macht es natürlich Spaß und ist eine Herausforderung gegen neue Gegnerinnen zu spielen, auch wenn ich die vorher nur auf Youtube gesehen habe.“
Deutschlands ehemalige Nummer eins verschwieg nicht, dass sie nach ihrer Verletzung beim Hopman Cup an ein Karriere-Ende gedacht hatte. „In den drei Tagen bevor ich genau wusste, was für eine Verletzung es ist, habe ich mir schon überlegt, ob es sich noch lohnt, wenn es etwas Schlimmeres ist“, sagte sie. „Ich hätte von Null anfangen müssen und weiß nicht, ob ich mir das noch einmal angetan hätte.“
Im Januar 2008 hatte sie sich das Kreuzband gerissen und vier Jahre später einen Ermüdungsbruch im unteren Rücken zugezogen. Nach dreimonatiger Verletzungspause folgte beim Comeback in Stuttgart ein Bänderriss im Sprunggelenk und Ende 2012 der Rückschlag in Perth. Doch Petkovic schaut nach vorn. Trainer Petar Popovic attestierte ihr bereits, dass sie sich so gut bewege wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Der Kopf ist frei, nur das Knie verlangt etwas Obhut. Petkovic kühlt ihre neuralgische Stelle dreimal täglich - „rein präventiv“, wie sie betont. Auf dem Platz selbst fühle sie sich wieder sehr gut.
Ihr einziges Ziel in diesem Jahr ist es, ins Hauptfeld der Grand-Slam-Turniere zu kommen und sich nicht durch die kraftraubende Qualifikation spielen zu müssen. Und deshalb ist jeder weitere Sieg in Miami wichtig, denn hier werden weitaus mehr Ranglisten-Punkte vergeben als bei anderen Turnieren. „Und da wo ich jetzt stehe, machen ein paar Punkte schon einen Riesen-Unterschied.“