Premieren-Duelle für Lisicki und Kerber in Runde zwei
New York (dpa) - Sabine Lisicki und Angelique Kerber plagte eigentlich nur ein Problem. Die besten beiden deutschen Tennis-Damen stehen in der zweiten Runde der US Open vor Premieren-Duellen gegen zwei Unbekannte.
„Die kenne ich wirklich gar nicht“, sagte Wimbledon-Finalistin Lisicki über ihre nächste Gegnerin Paula Ormaechea aus Argentinien. „Ich hab keine Ahnung, ich weiß nicht wirklich, was da auf mich zukommt“, sagte Kerber. Die Halbfinalistin von 2011 bekommt es mit Eugenie Bouchard aus Kanada zu tun. Auch hier lautet die Bilanz im direkten Duell 0:0.
„Das sind zwei junge, respektlose Spielerinnen, die an sich glauben und sehr selbstbewusst auftreten“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner über die kommenden Aufgaben ihrer beiden Frontfrauen. Die 20 Jahre alte Ormaechea wird in der Rangliste auf Platz 71 geführt, die 19-jährige Bouchard auf Position 59.
Lisicki und Kerber hatten am Eröffnungstag des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres ihre Auftakthürden souverän gemeistert und sich in die zweite Runde befördert. Lisicki mit einem 6:2, 7:6 (7:3) gegen die russische Qualifikantin Vera Duschewina, Kerber mit einem überzeugenden 6:1, 6:1 gegen Lucie Hradecka aus Tschechien.
Und so waren die 23 Jahre alte Berlinerin und die zwei Jahre ältere Kielerin zum Turnierstart in all ihrer Unterschiedlichkeit vereint. Hier die dauerlächelnde Lisicki, die in diesem Sommer die Tenniswelt mit ihren Wimbledon-Auftritten verzückte und das Rampenlicht und die großen Bühnen genießt wie wenige andere. Dort die zurückhaltendere und ruhigere Kerber, die vor zwei Jahren völlig überraschend das US-Open-Halbfinale erreichte und sich anschließend bis auf Platz fünf der Weltrangliste vorkämpfte.
Doch während Lisicki nach ihrem verlorenen Endspiel in London einen wahren Interviewmarathon absolvierte, in Talkshows eingeladen und mit dem „Sport Bild Award“ als „Star des Jahres“ geehrt wurde, war es um Kerber zuletzt recht still geworden. In Wimbledon scheiterte sie bereits in der zweiten Runde, in Washington schaffte sie es ins Viertelfinale, in Toronto und New Haven verlor sie nach Freilosen zum Auftakt jeweils ihr erstes Match. Zwischendurch verzeichnet die Bilanz noch ein Achtelfinale in Cincinnati.
„Ich hatte heute das Gefühl, dass es wieder in die richtige Richtung geht“, sagte Kerber nach ihrer beeindruckenden Vorstellung gegen Hradecka. In den vergangenen Wochen hat sie hart an sich gearbeitet und vor allem ihren oft zu schwachen Aufschlag verbessert. „Ich habe versucht, ein bisschen mutiger zu sein und aggressiver zu spielen“, sagte die Weltranglisten-Neunte.
So verwunderte es nicht, dass Bundestrainerin Rittner am späten Montagabend nach Kerbers 55-minütiger „Hier bin ich, ich will dieses Jahr was reißen“-Demonstration bester Laune den Außenplatz 13 verließ. „Das war eine Sahne-erste-Runde. Das hätte ich nicht gedacht. Hut ab“, sagte die Fed-Cup-Chefin und wagte die hoffnungsfrohe Kerber-Lisicki-Prognose: „Ich glaube, dass beide hier von Runde zu Runde gefährlicher werden.“